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Wirtschaft 5.1

Unternehmer im Osten schwören auf persönliche Kontakte

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Quelle: uniQmaUnternehmer-Umfrage OST 2017 MAZ-Grafik: Scheerbarth

Wirtschaft 5.1

Von André Böhmer Leipzig. Job-Börse, Suche nach Dienstleistern und Akquise von neuen Aufträgen: Ostdeutsche Unternehmer verbinden mit beruflichen Netzwerken vor allem ganz konkrete Ziele. Mehr als jeder zweite Firmenlenker in den Ost-Bundesländern bewertet die regelmäßige Kontaktpflege, die im täglichen Geschäft auch unter dem neudeutschen Begriff „Networking“ firmiert, als wichtig und absolut notwendig, um geschäftlich erfolgreich zu sein. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Leipziger Institut Uniqma im Auftrag der MAZ und der anderen großen ostdeutschen Tageszeitungen durchgeführt hat. Die sächsischen Meinungsforscher hatten 503 Geschäftsführer und leitende Angestellte zwischen Rügen, Harz, Rennsteig und dem Erzgebirge befragt.„Networking mag ein Modebegriff sein. Dass Führungskräfte und Unternehmen aber ein berufliches Netzwerk brauchen, um am Markt erfolgreich zu sein, steht für die meisten ostdeutschen Unternehmer außer Frage“, analysiert Uniqma- Geschäftsführer Andreas Czaplicki die Ergebnisse. Nur wenige Ost-Chefs würden diese Bedeutung nicht so einschätzen. Entweder vertreten sie die Meinung, dass dies in ihrer Branche nicht notwendig sei oder dass es ihr Unternehmen aufgrund seiner Marktposition nicht nötig habe, vernetzt zu sein, so Czaplicki. „Und manchem liegt das Vernetzen einfach nicht oder er empfindet es als Zeitverschwendung.“Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie zählt, dass die ostdeutschen Unternehmer handfeste Vorteile aus ihren Netzwerken ziehen. So haben drei Viertel der Befragten schon Dienstleister über Netzwerke ausfindig gemacht und dann auch beauftragt. Zwei Drittel haben einen Projektpartner gefunden oder neue Aufträge akquiriert. Netzwerke in den Ost-Firmen fungieren in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels zudem als Jobbörsen. Gut jeder Zweite ist darüber schon einmal auf neue Mitarbeiter für das Unternehmen gestoßen. „Für fast ebenso viele bot das Netzwerk Jobangebote oder berufliche Perspektiven“, sagt der Uniqma-Chef.Überraschendes förderte die Umfrage mit Blick auf die Zahl an Kontakten, die gepflegt werden, zutage. Bei vielen Ost-Unternehmern läuft es nach dem Motto „klein, aber fein“. Czaplicki: „Anders als bei digitalen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co., wo die Zahl der virtuellen ,Freunde’ bei den meisten Nutzern offenbar ins Uferlose wächst, sind die Netzwerke der Ost- Unternehmer überschaubar. Nur bei rund 40 Prozent umfassen sie mehr als 40 Kontakte.“ Bei den anderen, so Czaplicki, sei das Netzwerk noch kleiner. Und selbst in diesem überschaubaren Kreis würden die Kontakte nur als lose und nicht so eng eingestuft. „An erster Stelle steht der kollegiale Austausch und die Kontaktpflege mit Geschäftspartnern.“ Ein Netzwerk soll aber auch ganz konkreten Nutzen für das Unternehmen haben, etwa Präsenz oder die Akquise neuer Aufträge.“Zum Teil erstaunliche Ergebnisse hat die Studie auch mit Blick auf die Art der Unternehmer-Kontakte geliefert. Es würden zwar für die beruflichen Netzwerke sämtliche Kommunikationskanäle genutzt, sagt Czaplicki, die elektronische Kommunikation sei aber nicht so wichtig, wie man vermuten könnte. „Viel häufiger greifen die Unternehmer zum Telefon und auch der persönliche Kontakt ist vielen wichtig.“

Artikel veröffentlicht: Dienstag, 21.11.2017 16:00 Uhr

Vertrauen ist besser

Unternehmer im Osten schwören auf persönliche Kontakte-2

Von Henry Lohmar 

Beziehungen schaden nur dem, der keine hat – wer wüsste das besser als die Ostdeutschen? In der DDR-Mangelwirtschaft kam man ohne das sprichwörtliche „Vitamin B“ an viele Waren gar nicht heran. Auch in der Marktwirtschaft sind Kontakte wichtig. Denn es braucht mehr als eine Geschäftsidee, um Erfolg zu haben. Man muss Finanziers finden, Partner, Auftraggeber – und nicht zuletzt wissen, wo man qualifizierte Mitarbeiter findet. Ohne ein verlässliches, gut ausgebautes Netzwerk geht das nicht. Die Firmen-Geschichten und Unternehmer-Porträts in diesem Heft zeigen eindrucksvoll, wie effektiv das „Networking“ zwischen Ostsee und Erzgebirge heute funktioniert. Dabei gilt auch in Zeiten der sehr hilfreichen sozialen Netzwerke: Der persönliche Kontakt, das direkte Gespräch sind unverzichtbar. Wem man vertraut, dem hilft man gerne.