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Frau Wehmanns Schokoladenkringel

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Sind Wehmanns mit diesem Pferdegespann über die zugefrorene Elbe von Schnackenburg nach Lütkenwisch gefahren? FOTOS: PRIVAT

Rezept vom Schokoladenkringel

Von Kerstin Beck Lütkenwisch. Es war einmal vor vielen Jahren ein Forsthaus mitten im Wald – in einem etwa 200 Hektar großen Gebiet im Norden Sachsen-Anhalts. Das inzwischen unter Naturschutz stehende Gelände – es ist die „Garbe“ – besitzt einen großen Bestand an Hartholzauwald, in dem sich Schwarzstörche und Seeadler zu Hause fühlen.Die Försterei befand sich ganz im Norden dieses Waldes; durch die alten Eichen hatte man einen wunderschönen Blick auf die Elbe und auf das brandenburgische Dorf Lütkenwisch. Hier wohnte der Förster Otto Wehmann mit seiner Familie und etlichen Hausangestellten. Als jedoch Ende der 1930er-Jahre die Forststelle eingezogen wurde, hieß es für die Familie, sich eine andere Bleibe zu suchen. Doch wohin?   

Jahrzehntealtes Rezept überlebt in der Prignitz – im Advent wird danach gebacken

Wehmanns beschlossen nun, einfach in das nächstgelegene Dorf zu ziehen – also in das schräg der Garbe gegenüber liegende und per Luftlinie kaum einen Kilometer entfernte Lütkenwisch. Aber wie die Elbe überqueren?

30 Grad unter null herrschten an jenem Wintertag 1938, als das Pferdegespann über die Elbe zog.

Zu Hilfe kam ihnen dann die Witterung, denn Anfang des Jahres 1938 herrschten Minustemperaturen von rund 30 Grad Celsius. So rollte kurzerhand ihr Pferdegespann über die gefrorene Elbe, mit Kind und Kegel und der gesamten Habe. Und das passierte vermutlich dort, wo im Sommerhalbjahr die Schnackenburger Fähre in Richtung Lütkenwisch verkehrte. Fährmann Wilhelm Gädke, der auch als „Wilhelm Dull“ bekannt war – aber das ist eine ganz andere Geschichte – hatte die Strecke für Fußgänger und Fuhrwerke passierbar gemacht, und für einen kleinen Obolus konnte nun jeder „übersetzen“
   

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Eine Lütkenwischer Spezialität: Frau Wehmanns Schokoladenkringel. Diese junge Dame steht im Sommer 1943 vor Wehmanns Haus (hinten: Otto Wehmann).

Im Prignitzort angekommen, bezog die Familie ein dort gerade leergewordenes Haus. Hier hatte die Familie Kitzmann gewohnt, die einen Kolonialwarenladen betrieben hatte. So wurde das Geschäft von den Wehmanns weitergeführt. Ehefrau Emma, die auch mit Milch, Butter und Sahne handelte, war zudem eine ausgezeichnete Bäckerin. Schließlich hatte sie beim Umzug auch ihr altes, von ihrer Mutter ererbtes Rezeptbuch mitgenommen. Ein mit Wehmanns befreundetes und etwa gleichaltriges Ehepaar ließ sich oft zu Geburts- und anderen Feiertagen im imposanten Gebäude, das so gar nicht wie ein Bauernhaus aussah, sehen. Und in der Adventszeit wurde dieses Ehepaar nicht nur mit feinstem Bohnenkaffee, sondern auch mit einer ganz besonderen Spezialität, selbst gebackenen Schokoladenkringeln, bewirtet. Die dazu benötigten Zutaten waren im Geschäft stets frisch zu haben.

Bei einer dieser Gelegenheiten gab Frau Wehmann dann ihren Gästen das Rezept für diese Kringel weiter. Das Gebäck wurde, solange dieses Ehepaar lebte, alljährlich in der Adventszeit zubereitet. Auch in dieser Familie wurde das Rezept an die Tochter weitergegeben. Längst backt auch die Enkelin die leckeren Kekse nach dem Rezept der alten Lütkenwischerin, die alljährlich im Advent als „Frau Wehmanns Schokoladenkringel“ frisch auf den Tisch gebracht werden.
  

Rezept vom Schokoladenkringel

Das ist im Schokoladenkringel enthalten, das ist zu tun:

200 Gramm Butter, 400 Gramm Zucker, ein Päckchen Vanillezucker und drei Eier zusammen schaumig rühren.

500 Gramm Mehl mit einem Päckchen Backpulver sowie 100 Gramm Kakao vermischen und zusammen mit drei bis vier Esslöffeln Milch zur schaumigen Mischung geben.

Alles zu einem festen Teig verkneten.

Eine halbe Stunde kühl ruhen lassen, dann etwa ein Zentimeter dicke Stränge rollen, die etwa zehn Zentimeter lang sein sollen.

Diese zu Kringeln formen, mit etwas Abstand auf ein Blech legen und im vorgeheizten Ofen jeweils 15 Minuten bei 180 Grad Celsius backen.

Die Kringel sind ausgekühlt sehr knusprig.