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Hennigsdorfer Gitarrenbauer Mathias Pozorski

Von vorn bis hinten Handarbeit

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Mathias Pozorski aus Hennigsdorf ist einer der wenigen Gitarrenbauer im Land.

Der Hennigsdorfer Mathias Pozorski baut Gitarren und liefert seine Unikate in die ganze Welt

Der Hennigsdorfer – einer der ganz wenigen Gitarrenbauer in Brandenburg – erfüllt damit Wünsche, manchmal Kindheitsträume. Gebaut wird akkurat nach den Vorstellungen des Auftraggebers, in der Regel ein Musiker. Eine Zeichnung bildet die Grundlage. „Ohne ein Beratungsgespräch geht nichts. Ich will und muss erfahren, was der Kunde will, was zu ihm passt, was er tatsächlich braucht“, so Mathias Pozorski. Welche Musik spielt er? Was ist er für ein Typ? Wie viele Saiten möchte er haben? Wie soll die Oberfläche beschaffen sein? Welches Budget hat er? Fragen über Fragen. „Die müssen vorher alle geklärt sein. Wenn das Geld überwiesen ist, fange ich an.“

Seine Kunden müssen Geduld mitbringen. Normalerweise braucht eine Gitarre von der Bestellung circa sechs Monate, bis sie an den Käufer übergeben wird. Das hat mehrere Gründe. Vor allem, weil die Verarbeitung des Holzes ihre Zeit braucht. Wird es falsch bearbeitet, bekommt es Stress. Das wirkt sich auf die Qualität aus. Oft werden mehrere Schichten Holz übereinander geklebt. Auch hier geht das nur mit Ruhe. Der Aufwand für das Design – es gibt nichts, was es nicht gibt –, sei unterschiedlich hoch. Es komme vor, dass der Korpus aus Mahagoni, der Hals aus Ahorn und der Kopf aus Ebenholz ist; der Optik und des Klanges wegen. Jedes Holz klingt anders. Hartholz wie Ahorn habe hohe, klare Töne, Mahagoni hingegen weichere, wärmere. Mathias Pozorski legte von Anfang an wert darauf, unabhängig zu sein. Deshalb werden in der Werkstatt die Tonabnehmer hergestellt und repariert, Instrumente instandgesetzt sowie Pickguards (Schlagbrett), Gitarrenbestandteile (Halbfertigware), spielfertige Instrumente und Hardwarebestandteile gefertigt. „So bin ich nicht auf andere angewiesen.“

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Mathias Pozorski spielte selbst in mehreren Bands und hat weltweit Kunden.

Unlösbare Aufgaben kennt er nicht. „Wenn ein Wunsch mal etwas schwieriger wird, sehe ich das eher als Herausforderung an“, sagt der perfektionistisch veranlagte Handwerker und Unternehmer. Intarsien oder spezielle Formen des Korpusses zählt er dazu. Bei kniffligen Wünschen helfe auch mal Google beziehungsweise ein Tutorial im Netz, um sich Tipps zu holen. Am Ende muss die Gitarre so gebaut sein, „dass sie dem Kunden und mir gefällt. Vorher verlässt sie meine Werkstatt nicht. Dazu bin ich zu ehrgeizig.“

Mathias Pozorski kennt sich mit Gitarren aus. 1993 kaufte er sich das erste Exemplar, spielte in mehreren Bands, aus denen er teilweise rausflog, weil er als Koch Probleme hatte, zu den Proben und Auftritten zu kommen. Aber das gewaltige Interesse an der Musik und das Tüfteln an Instrumenten für deren Klangverbesserung blieb immer, weshalb er sich 2003 mit „Der Trashcontainer“ selbstständig machte: als Gitarrenbauer (der Traum von der eigenen Musikerkneipe war mangels nötiger Unterstützung der Banken geplatzt). Es war zunächst mühsam, ins Laufen zu kommen, aber es funktionierte. Stück für Stück baute er sein kleines Unternehmen aus. Er kann entscheiden, er hat das Sagen. „Das ist auch gut so. Ich bin ein aufmüpfiger Mensch, lasse mir ungern reinreden. Aber ich habe nicht nur gemeckert, sondern gezeigt, wie es geht.“

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Der Hennigsdorfer Gitarrenbauer geht individuell auf die Wünsche seiner Kunden, meist aus der Rock- und Metalszene, ein. Ihm ist es wichtig, alles bis ins kleinste Detail selbst herzustellen.

Parallel zum Gitarrenbau läuft schon lange Zeit das Onlinegeschäft mit Gitarren-Zubehör – vieles davon selbst hergestellt – eine hauseigene Tonabnehmerserie sowie Spezialanfertigungen von Pickups, Pickguards, Hälsen und anderen Bauteilen. Beide Standbeine halten sich in Sachen Einnahmen die Waage.

Der Familienvater liefert seine Gitarren in alle Welt. Kunden von ihm leben unter anderem in Japan, Vietnam, Israel, Russland, USA, Ungarn und natürlich in Deutschland. Sie sind im Normalfall in der Metal- oder Rockszene zu Hause; wie er selbst. „Die ausländischen Kunden legen wert auf deutsche Handwerkskunst, das merkt man“, so der 43-Jährige, der diesen Ansprüchen in seiner kleinen modernen Werkstatt genügen will. Unterstützung hat er derzeit von zwei Kollegen. „Ich will etwas schaffen, was den Kunden gefällt. Ich möchte sie mit den Gitarren glücklich machen.“ Mehr als 1000 Stück hat er schon gebaut und verkauft. Sie alle erhielten eine lebenslange Garantie. „Die gilt, bis ich sterbe.“

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