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Tag des Friedhofs

Spazieren gehen ist erlaubt

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Olaf Ihlefeldt, Leiter des Südwestkirchhofs Stahnsdorf, bei einer Führung. FOTOS; PATRICK PLEUL,/DPA, DPA

Ökologische Nische

Von Ulrich Nettelstroth Friedhöfe sind Orte des Abschieds und der Trauer. Sie sind aber auch Refugien für die Natur und Rückzugsräume in von Hektik geprägten Stadträumen. Auf diese Bedeutung macht der Tag des Friedhofs aufmerksam, der jedes Jahr im September begangen wird. Veranstalter ist der Zentralverband Gartenbau, der gemeinsam mit Steinmetzen, Bestattern, Floristen sowie den Städten und Kommen mit dem Aktionstag auf die Bedeutung der Friedhöfe auch als Erholungs- und Lebensraum für Menschen aufmerksam machen will. Friedhöfe sind nicht exklusiv den Trauernden vorbehalten und es ist nicht pietätlos, sie etwa als Ziel eines Spaziergangs zu nutzen – das ist die Botschaft der Veranstalter.   

Tag des Friedhofs: Die grünen Areale in der Stadt sind nicht nur Raum für Trauernde


In der Region Berlin-Brandenburg findet die zentrale Veranstaltung zum Tag des Friedhofs am 15. September auf dem Evangelischen Luisenkirchhof III am Fürstenbrunner Weg in Berlin-Charlottenburg statt, der seit 2008 als Gartendenkmal unter Schutz gestellt ist. Hier finden Führungen, Vorträge, Kulturbeiträge und Kinderveranstaltungen statt. Am selben Tag geht es auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) bei einer Führung, die um 13 Uhr beginnt, um Trends der Friedhofs- und Bestattungskultur. „Wir stellen neue Grabarten vor, besichtigen aber auch Gruften und Mausoleen“, kündigt Friedhofsleiter Olaf Ihlefeldt an. Es wird auch ein Blick hinter die Kulissen möglich sein, zu Orten, die sonst den Beschäftigten des Friedhofs vorbehalten sind, verspricht er. Anschließend erklingt ein klassisches Konzert mit einer Saxophon-Gruppe aus Berlin. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen am Tag des Friedhofs ist frei.
 
   

Ökologische Nische

In der Stadt können Friedhöfe eine ökologische Nische für seltene Tier- und Pflanzenarten sein, so der Naturschutzbund BUND. Grund ist der über Jahrhunderte hinweg gewährleistete weitgehend unveränderte Erhalt der Fläche. Alte Friedhöfe mit alten Baumbeständen gehören dem BUND zufolge zu den artenreichsten Räumen. Gerade außerhalb von gepflegten Grabflächen siedeln sich auch gefährdete Pflanzenarten an.

In einem Modellprojekt untersucht der BUND noch bis 2020 auf vier Friedhöfen in Niedersachsen (Hannover, Göttingen, Braunschweig und Lüneburg), mit welchen Maßnahmen die ökologische Aufwertung von Friedhofsflächen möglich ist.