Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer um Verstorbene, sondern viel mehr. Sie sind Orte, an die sich Menschen zurückziehen können, wenn sie sich auf sich selbst besinnen wollen. Sie sind Erholungsräume, Frischluftschneisen für die Städte und Rückzugsräume für die Natur. Der „Tag des Friedhofs“, der jedes Jahr im September begangen wird, hat es sich zum Ziel gesetzt, auf diese unterschiedlichen Funktionen der Friedhöfe aufmerksam zu machen.
Alle zwei Jahre gibt es ein neues Motto zum Tag des Friedhofs. Für die Jahre 2022 und 2023 steht der bundesweit stattfindende Tag unter dem Motto „In Gedenken – in Gedanken“. Das Motto soll ausdrücken, dass die Würde des Menschen elementar ist, auch über den Tod hinaus.
Effizienz, Flexibilität und Mobilität – das sind Wörter, die unsere Zeit und unsere Gesellschaft beschreiben. Doch treffen sie wirklich unsere Bedürfnisse, Wünsche und Hoffnungen? Die heutige Gesellschaft ist an Schnelllebigkeit kaum zu überbieten – hält sie für Trauernde auch den Raum und die Zeit für die Erinnerung an den Verstorbenen bereit? Diese und ähnliche Fragen greift der Tag des Friedhofs auch in diesem Jahr auf.
Zahlreiche Städte und Gemeinden beteiligen sich Jahr für Jahr im September mit eigenen Ideen am „Tag des Friedhofs“. Zahlreiche Aktionen zeigen die Geschichte und Tradition einer gewachsenen Friedhofskultur vor Ort auf und bieten die Gelegenheit, sich dem Thema Friedhof mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten zu nähern. Neben den Bereichen der Religion, Kultur und Historie sind der Dialog und das lebendige Miteinander weitere wichtige Elemente des „Tags des Friedhofs.“.
Friedhöfe sind ganz besondere Orte. Man kann dort nicht nur trauern und Trost finden – Friedhöfe bieten Ruhe und Raum zum Entspannen, lassen Menschen Hoffnung schöpfen und neuen Mut gewinnen. Trauernde finden hier einen geschützten Rahmen, um sich von den Verstorbenen zu verabschieden und um ihrer zu gedenken. Durch den Umgang mit Blumen und Pflanzen kann die Trauer besser verarbeitet werden, positive Gefühle wie Wohlbefinden, Entspannung und Heimatgefühl können durch die Bewegung im „Grünen Kulturraum Friedhof“ ausgelöst werden.

Auf dem Gelände der Brandenburger Landesgartenschau in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) findet zum diesjährigen „Tag des Friedhofs“ am Sonntag, dem 18. September, ein Zukunftstalk statt. Unter dem Titel „Bestattungskultur im Wandel: Was bieten Friedwälder oder skulpturale Grabanlagen für die Hinterbliebenen?“ geht es um neue Fragen zur Erinnerungskultur. Die Talkrunde findet auf der Wiese zwischen Showküche und Mühlencafé statt.
Besucher der Landesgartenschau können sich Mustergrabanlagen anschauen, die Friedhofsgärtner und Steinmetze aus Berlin und Brandenburg gemeinsam gestaltet haben. Die Anlage befindet sich neben dem Kirchenpavillon am Nordrand der Laga. Ulrich Nettelstroth


Friedhöfe als Bewahrer der Schöpfung
Klimawandel macht vor Begräbnisstätten nicht halt – Friedhofsverwaltungen reagieren
Angehörige sind in diesem heißen Sommer mit dem Kannenschleppen kaum hinterhergekommen, wenn sie die Bepflanzung auf den Gräbern ihrer Verstorbenen durch die Dürrephase retten wollten. Und doch ist mancher Strauß sehr schnell verwelkt, manche Staude eingegangen. „Der Klimawandel macht vor den Friedhöfen nicht halt“, sagt Michael Albrecht vom Verband der Friedhofsverwalter. Die klassische Friedhofsbepflanzung leide teils stark unter Hitze und Dürre und auch sattgrüne Rasenflächen den ganzen Sommer über gehörten wohl eher der Vergangenheit an. Albrecht beobachtet seit Jahren einen Bewusstseinswandel, dass ein Friedhof als Rückzugsraum für die Natur gesehen wird und so „ein Bewahrer der Schöpfung“ sein könne.
An vielen Orten versuchen Friedhofsgärtner inzwischen, sich mit der Pflanzenauswahl auf die geänderten Bedingungen einzustellen. „Wir testen unter anderem, welche Pflanzen in Zeiten des Klimawandels mit wenig Wasser auskommen“, erklärt Matthew Lynch, Inhaber einer Friedhofsgärtnerei in Hessen. In seinen Versuchskästen wachsen unter anderem Begonien, Sedum und eine besonders hitzeresistente Christusdorn-Variante, die mit wenig Wasser auskommt.
Friedhöfe hätten sich vielerorts zu wichtigen grünen Oasen entwickelt, sagt der Kunsthistoriker Dirk Pörschmann, Leiter des Museums für Sepulkralkultur in Kassel. Sie böten einen Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen. Dies sei vielen Friedhofsverwaltungen bewusst, es werde intensiv über naturnahe Bepflanzung nachgedacht. Auch gebe es Insektenhotels, Rasen werde seltener gemäht, um Blühflächen zu schaffen, erklärt Pörschmann. net/dpa