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Von Ruhmsucht und einer Leiche

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Isabel Dörfler spielt die exzentrische Norma Desmond im Musical „Sunset Boulevard“. FOTO: MARLIES KROSS

Liebe Leser,

Brandenburg/H. Die exzentrische Diva Norma Desmond ist süchtig nach Scheinwerferlicht und plant in ihrer Hollywood-Villa ihr großartiges Comeback. Außer Acht lässt sie dabei, dass ihr Metier, der Stummfilm, längst vom Tonfilm abgelöst wurde. Getrieben von ihrer Selbstsucht und in Erinnerung an ihr schillerndes Star-Dasein von einst, trägt nicht zuletzt auch ihr Kammerdiener, der ihr anonyme Fanbriefe schreibt, dazu bei, dass sie sich dem Erfolg näher fühlt als je zuvor. Doch nun treibt eine Leiche in ihrem Pool. Es ist Hollywood-Autor Joe Gillis, der den Auftrag hatte, ihrer Karriere auf die Sprünge zu helfen. Rückblickend erzählt der tote Joe Gillis, der sich zu Lebzeiten längst in den Sog der schillernden Hollywood-Diva verirrt hatte, im Musical die Geschichte seines tragischen Todes. Eigentlich sollte er ein Stück überarbeiten, bemerkt aber ziemlich rasch, wie einnehmend die Liebe seiner Auftraggeberin ist. Für eine Flucht scheint es zu spät . . . Auf Billy Wilders Film „Boulevard der Dämmerung“ (1950) basierend, rechnet das Musical mit dem gnadenlosen Starsystem der Filmindustrie ab, das diejenigen fallen lässt, deren Glamour-Faktor im Sinken begriffen ist.

Das Musical „Sunset Boulevard“ macht Station im Brandenburger Theater

Und im Gegenzug thematisiert es die Notwendigkeit, auf Erfordernisse der Zeit illusionslos reagieren zu müssen, „aufhören“ und „loslassen“ zu können. Das Musical „Sunset Boulevard“ (1993) kombiniert Lloyd Webbers unverkennbare emotionale Musiksprache mit Tanz- und Filmmusikanklängen der 1940er Jahre und ist bereits zu einem der Glanzpunkte der Musicalbranche geworden. Unter der musikalischen Leitung von Alexander Merzyn sind Musicalstar Isabel Dörfler und das Ensemble des Staatstheaters Cottbus am Dienstag, 30. Oktober, 19.30 Uhr, und Mittwoch, 31. Oktober, 16 Uhr, jeweils im Großen Haus des Brandenburger Theaters zu erleben.

Liebe Leser,

alle sind an Bord und wir freuen uns auf eine spannende Spielzeit mit Ihnen im Brandenburger Theater.

Den Rahmen unseres ersten Sinfoniekonzerts „Im Fluss“ geben Felix Mendelssohn Bartholdys in wortlose Orchestermusik übersetzte Komposition zweier berühmter Goethe-Gedichte und Schumanns von der Rheinlandschaft inspirierte Es-Dur-Sinfonie. Auf ganz andere Weise ungewöhnlich ist auch die Sinfonia Concertante des jungen Mozart in Bezug auf die fast schon veraltete Form des Gruppenkonzerts und in der tieflotenden subjektiven Prägung des langsamen Satzes.

„Reach“ ist der Name eines neuen Projekts der Brandenburger Symphoniker, das von der Bundesregierung gefördert wird. Das Konzept sieht vor, auch in kleineren Orten mehr Möglichkeiten zu bieten, hochwertige Musikangebote zu erleben. Dabei sind Konzerte an ungewöhnlichen Spielstätten angedacht, ebenso wie die Wiederbelebung kultureller Räume. Die Brandenburger Symphoniker tragen damit Wellen schlagend zur Lebensqualität auch abseits der großen Städte bei.

Das 28. Brandenburger Figurentheaterfestival bietet neben Kindervorstellungen auch Inszenierungen für Jugendliche und Erwachsene. Wir freuen uns besonders, Ihnen „Vier Millionäre“, den dritten Teil der Berliner Stadtmusikanten des Theaters Zitadelle, präsentieren zu können. Auch Puppenspielerin Ute Kotte aus Mecklenburg ist dabei. In „Liebt mich!“spürt sie dem Phänomen Zarah Leander nach.

Wie Sie lesen, unser Schiff ist hoch beladen mit einem abwechslungsreichen Bühnenprogramm für Stadt und Region auf voller Fahrt. Aber schauen Sie selbst, kommen Sie vorbei!

Ihnen einen wunderschönen Altweibersommer und auf bald im Brandenburger Theater!

Ihre Gesche Rintelen

Puppen erobern die Bühne

28. Brandenburger Figurentheaterfestival vom 17. bis 22. Oktober

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„Der kleine Vampir“ ist ein Stück für Zuschauer ab sechs Jahren. FOTO: PROMO

Brandenburg/H. Das 28. Brandenburger Figurentheaterfestival bietet neben vielen Kindervorstellungen auch Inszenierungen für Jugendliche und Erwachsene. Zwischen dem 17. und dem 22. Oktober gibt es unter anderem den dritten Teil der Berliner Stadtmusikanten des Theaters Zitadelle unter dem Titel „Vier Millionäre“ zu sehen.

Eine Zarah-Leander-Beleuchtung gibt es von der Mecklenburger Puppenspielerin Ute Kotte zu erleben. „Liebt mich!“ bewegt sich dabei zwischen Fakten und Fiktionen um die schwedische Filmschauspielerin.

Für die kleinen Zuschauer ab fünf Jahren warten die Stücke „Michel in der Suppenschüssel“, „Leb wohl, lieber Dachs“, „Der kleine Vampir“ und „Paul taucht ab“ auf ihr junges Publikum.

Letztere Inszenierung ist schon für Zuschauer ab drei Jahren geeignet und wird vom Theater Kranewit aus Berlin präsentiert. Die Helden des Figurentheaters für die Jüngsten sind Anton, der dem netten Vampir Rüdiger begegnet, Michel, dessen Kopf in der Suppenschüssel landet, und Paul, der viel Spaß im Badezimmer erlebt. Aber natürlich tauchen auch Mädchen darin auf.

Blandine reloaded

Désirée Nick erinnert an Diseuse Ebinger

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Künstlerin Désirée Nick FOTO: M. ROCK

Brandenburg/H. Désirée Nick, die Hauptstadtlady mit der berühmt-berüchtigten Kodderschnauze, ist mit ihrem Programm „Die letzte lebende Diseuse – Blandine reloaded“ in Brandenburg zu Gast.

Historisches Vorbild ist Blandine Ebinger, Ehefrau und Muse Friedrich Hollaenders, die in den 1920er-Jahren der erste Popstar der Cabaret- und Chansonszene Berlins wurde. Ihr folgten Lotte Lenya, Ada Hecht, Gisela May, die Dietrich und all die anderen legendären Berliner Diseusen; eine Ur-Berliner Spezies, fähig, eine ganze Oper in ein einziges Lied zu pressen. Zwischen Glamour und Groteske quiekt, lispelt, gurrt und murrt Nick und lässt Blandines Andenken auf ihre Weise wieder aufleben. Nick ist Entertainerin, Schauspielerin und Buchautorin und gehört zum Feinsten und Gemeinsten, was deutsche Bühnen zu bieten haben. Mit Volker Sondershausen am Flügel startet die Zeitreise am Sonnabend, 20. Oktober, um 19.30 Uhr im Großen Haus.

„Wahnsinn“ auf der Show-Bühne

Getreu dem Motto „The show must go on!“ werden in „Der nackte Wahnsinn“ das Theater und seine Mitarbeiter durch den Kakao gezogen und in all ihrem Elend, Spieldrang und Improvisationstalent dem Publikum präsentiert. Telefone klingeln, Sardinenteller werden hin und hergetragen, Türen öffnen sich, obwohl sie versperrt sein sollten. Die Theatertruppe von Regisseur Lloyd Dallas ist mitten in der Generalprobe ihres neuen Stückes und Texthänger scheinen nicht das größte Problem zu sein.

Die 1982 von Michael Frayn geschriebene Theaterkomödie „Der nackte Wahnsinn“ (Originaltitel: „Noises Off!“) ist weltweit populär. Timing, Slapstick und technische Präzision sind die Grundlagen eines Abends, der auf, hinter und unter die Bretter führt, die die Welt bedeuten. Die Aufführung des Theaters neue Bühne Senftenberg unter der Regie von Johanna Schall ist am Dienstag, 2. Oktober, 19.30 Uhr im Großen Haus zu sehen.

Therapie mit Folgen

Das Berliner Kriminal-Theater präsentiert den Brandenburgern am Sonnabend, 6. Oktober, einen Psychothriller. Im Stück „Die Therapie“ wird die Geschichte um Psychiater Viktor Larenz erzählt, dessen Tochter Josy vor Jahren unter mysteriösen Umständen verschwand. Zurückgezogen lebt der Vater auf einer Insel, um das Trauma aufzuarbeiten, als ihn Autorin Anna Spiegel, die unter Wahnvorstellungen leidet, bittet, sie zu therapieren. Sie habe Visionen von einem Mädchen, das Parallelen zu Josy aufweist. Die Therapie beginnt – und für den Vater beginnt der Alptraum erneut. Los geht es um 19.30 Uhr.