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Spargel aus Brandenburg

Spargel für jeden Geschmack

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Die Spargelsaison in Brandenburg hat begonnen. In vielen Restaurants der Region können die weißen Stangen nun genossen werden. Um früh im Jahr regionalen Spargel ernten zu können, decken viele Spargelbauern die Felder mit Folien ab. FOTOS: JESSICA KLIEM (3), DPA

Ob bei Ludwigsfelde, Oranienburg oder in Beelitz: Die Spargelsaison im Land Brandenburg hat begonnen. Stände, Hofläden und Restaurants laden zum Genuss des saisonalen Gemüses ein. 21 500 Tonnen Spargel wurden im Spargelland Brandenburg im vergangenen Jahr gestochen.

Die weißen Stangen werden in vielen Teilen des Landes angebaut

Knapp 4000 Hektar Fläche wurden zum Anbau der weißen Stangen genutzt. Damit liegt Brandenburg mittlerweile vor Spargel-Bundesländern wie Nordrhein- Westfalen oder Bayern und nur knapp hinter Niedersachsen.
 

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„Wir haben selbst bei Außentemperaturen von fünf, sechs Grad auch Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad unter den Folien.”

Jürgen Jakobs, Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins

Eines der größten zusammenhängenden Spargelanbaugebiete deutschlandweit ist die Region um Beelitz im Landkreis Potsdam- Mittelmark. Das Beelitzer Spargelanbaugebiet umfasst allein rund 1500 Hektar. Seit 2018 darf Spargel, der rund um den Ort angebaut wird, das EU-Siegel „geschützte geografische Angaben (g.g.A.)“ tragen. Und zeichnet sich „durch seinen milden Geschmack aus“, wie Jürgen Jakobs, Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins, sagt. Beelitzer Spargel sei sehr zart. „Und schmeckt leicht süßlich-nussig.“ Der Spargelbauer, der auf dem Jakobs-Hof bei Beelitz die weißen Stangen auf 250 Hektar anbaut, erklärt, dass der Geschmack des Spargels neben der Sorte vor allem von der Beschaffenheit des Bodens abhänge. Spargel mag es sandig. Auch weil sich der Boden besonders schnell erwärmt.

Bereits Ende März konnten auf dem Jakobs-Hof die ersten Stangen des Edelgemüses gestochen werden. Im hofeigenen Restaurant gibt es seitdem Beelitzer Stangenspargel mit Sauce Hollandaise oder Semmelbutter und als deftigen Spargelauflauf.

Um bereits früh im Jahr regionalen Spargel ernten zu können, lautet das Stichwort für viele Spargelbauern Folienmanagement. Bis zu drei Lagen werden auf den angehäuften Spargeldämmen übereinandergeschichtet.

„Wir haben selbst bei Außentemperaturen von fünf, sechs Grad auch Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad unter den Folien“, so Jakobs. Eine Hand auf den Beelitzer Boden unter der Folie bestätigt den Temperaturunterschied. Hier lauwarme Erde, daneben kühler Boden.

Rund 70 Kilometer nordwestlich von Beelitz liegt der Spargelhof Kremmen. Auf 200 Hektar Fläche wird hier Spargel angebaut. Der erste Spargel konnte auf dem Hof am 23. März gestochen werden. Ein etwas früherer Saisonstart als gewöhnlich, wie Spargelhof-Chef Malte Voigts sagt. Seit dem 25. März ist der Hofladen in Kremmen geöffnet. Im Restaurant gibt es Kremmener Spargelrahmsüppchen oder Spargel mit Landrauchschinken Weil die Nächte indes in den vergangenen Tagen kalt waren, gab es noch keine großen Spargelmengen. In den nächsten Wochen sollen bei guter Witterung 15 Tonnen pro Tag gestochen werden.

Auch in Kremmen wird mit Folien gearbeitet. Früher Spargel wird hier etwa durch schwarze Folien, die besonders viel Wärme auffangen, ermöglicht. Ab Mai soll eine spätere Ernte mit weißer Folienabdeckung folgen. „Die schwarze Folie holt die Wärme rein in den Damm. Das Luftpolster sorgt dafür, dass die Wärme drunter bleibt, egal ob der Wind darüber pfeift oder nicht“, erklärt Malte Voigts. Die Böden in Kremmen sind ebenfalls sandig, allerdings mit einem größeren Lehmanteil als etwa in Beelitz. Und was macht das mit dem Geschmack? Auch Kremmener Spargel würde lieblich schmecken und leicht ins Nussige gehen, so Malte Voigts. Und sei vielleicht etwas weniger herb im Geschmack.

Der Aufwand bei der Spargelernte ist nach wie vor groß. Auf dem Jakobs-Hof werden in diesem Jahr bis zu 350 Saisonkräfte den Spargel ernten, waschen, sortieren und schälen. In Kremmen sind derzeit 80 Saisonkräfte beschäftigt, zur Hochsaison werden es bis zu 260 sein. Und auch auf kleineren Brandenburger Höfen bedeutet die Spargelernte jedes Jahr einen hohen Aufwand.

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„Ich habe immer mein Handy am Mann, nicht nur um zu telefonieren, sondern weil ich auch immer gucke: Kommt heute Regen, gibt es Nachtfrost? Wie warm wird es?“, sagt Corinna Kiefer. Auf dem Spargelhof Kiefer im Oranienburger Ortsteil Zehlendorf baut sie auf drei Hektar Spargel an. Trotz der vergleichsweise kleinen Fläche bleibe zur Spargelzeit kaum Muße, um ihre Lieblingsspargelgerichte, etwa Koteletts mit Spargel, selbst zuzubereiten. Mit drei bis vier Saisonkräften wird auf dem Familienhof Spargel gestochen. Seit dem frühen 20. Jahrhundert gibt es ihren Dreiseitenhof in Zehlendorf. Schon vor der Wende experimentierten ihre Eltern mit Spargel im Garten, verkauft wird heute im hofeigenen Laden, auf dem Wochenmarkt und an Verkaufsständen in Wandlitz und Wensickendorf. Der Hof habe eine treue Stammkundschaft. Ab Ostern wird mit der ersten Ernte gerechnet.

Das traditionelle Saisonende am 24. Juni hängt damit zusammen, dass der Spargel sich nach der Erntezeit erholen muss. Malte Voigts aus Kremmen vergleicht die Spargelernte mit einem Marathon für die Pflanze. Um im nächsten Jahr gute Ernte zu bringen, müsse sie ins Kraut schießen, Photosynthese betreiben. Und brauche noch mal Sonne. Für Verbraucher heißt das vor allem: Die Spargelsaison nutzen – und Brandenburger Spargel, ob nun mit Sauce Hollandaise, brauner Butter oder als Süppchen, zu genießen. Der Preis liegt den Angaben der Spargelbauern in etwa auf Vorjahresniveau. Jessica Kliem