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Innovationspreis Berlin Brandenburg 2021

Schnelle Kommunikation für die Baustelle

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Gerade auf großen Baustellen ist die Abstimmung zwischen den verschiedenen Handwerksfirmen nicht immer einfach. foto: Jörg Carstensen/dpa

Montagfrüh auf der Baustelle: Die Maler kommen mit Farbe und Pinsel – nur um festzustellen, dass die Trockenbauer am Freitag mit ihrer Arbeit nicht fertig geworden sind, die Wände mithin auch noch nicht gestrichen werden können. „Irgendetwas läuft auf größeren Baustellen fast an jedem Tag schief“, sagt Jerome Lange, Geschäftsführer des Potsdamer Start-ups „craftdrive“, das zu den Gewinnern des diesjährigen Innovationspreises Berlin Brandenburg gehört. Bisher verliefen die Abstimmungen zwischen den verschiedenen am Bau beteiligten Firmen ja häufig noch über Zettel im Baucontainer oder E-Mails, erklärt er. Mit der von der craftdrive GmbH entwickelten Software Koppla erhalten Handwerker eine Plattform, um schnell und einfach miteinander kommunizieren zu können und solche Kommunikationsprobleme in Zukunft zu vermeiden.         

Das Potsdamer Start-up „craftdrive“ hat eine Software zur besseren Koordination von Handwerkern entwickelt

Die Geschäftsidee stammt von Craftdrive-Mitgründer Marco Trippler, der längere Zeit an verschiedenen Stellen im Handwerk gearbeitet hat. Das Gründungsteam, zu dem auch Lasse Steffen gehört, hat eine App mit dem Namen „Koppla“ entwickelt, die im Baustellenalltag für alle nutzbar sein soll. Das Wort ist schwedisch und bedeutet so viel wie verbinden. „Supereinfach“ sei die Bedienung, sagt Jerome Lange. Der Projektleiter benutzt sie am PC über den Webbrowser, um die Termine einzupflegen, aber alle Leute auf der Baustelle vom Polier bis zum Handwerker jeder beteiligten Firma können die App im Smartphone nutzen. Es gibt verschiedene Module für Auftragsvergabe, Auftragsverfolgung und Abrechnung. Die Zeiterfassung ist einbezogen, Fotos können zur Dokumentierung genutzt werden. 
 

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Marco Trippler, Lasse Steffen und Jerome Lange (v.l.). foto: Beto Ruiz Alonso

Eine Großbaustelle in Rehbrücke ist die erste im Raum Potsdam, auf der „Koppla“ genutzt wird, in Berlin ist die Software schon an mehreren Stellen im Einsatz, sagt Jerome Lange. „Wir wollen das Tool für alle Baustellen werden“, setzt er sich als ehrgeiziges Ziel. Kunden der Potsdamer sind die jeweiligen Generalunternehmer, über die Bauleiter wird die App an die einzelnen beteiligten Handwerksfirmen weitergegeben. Bisher hat das Unternehmen, das im Potsdamer Zentrum ansässig ist, 13 Beschäftigte. Im kommenden Jahr ist eine Expansion auf rund 30 Mitarbeiter geplant.

Die drei Gründer kennen sich bereits seit der Schulzeit in Berlin-Rudow. Während Jerome Lange, dessen Vater eine kleine Baufirma besitzt, Politik und Wirtschaft studiert hat und schon zuvor in mehreren Start-ups gearbeitet hat, haben Marco Trippler und Lasse Steffen ihr Studium am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut absolviert. Wegen der dabei entstandenen Kontakte und guter Fördermöglichkeiten fiel die Wahl für den Unternehmensstandort auf Potsdam. Über die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) haben sie eine Förderung erhalten, außerdem hat sich der auf Technologieunternehmen spezialisierte Venture-Capital-Investor Earlybird beteiligt. In Potsdam seien die Bedingungen für die Unternehmensgründung sehr gut gewesen, sagt Lange.

Im Frühjahr hat die craftdrive GmbH bereits den dritten Platz bei „Next Round: Brandenburg“, einem sogenannten Pitching-Event von ILB und Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) belegt. Dabei haben die beteiligten Start-ups jeweils drei Minuten Zeit, das eigene Konzept vorzustellen. Solche Preise spielten eine große Rolle, um Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu bekommen, sagte Jerome Lange. Nun sorgt der Innovationspreis Berlin Brandenburg dafür, dass das Unternehmen noch bekannter werden kann. Ulrich Nettelstroth