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Neues Wohnhaus in Rathenow

Kirchplatz Rathenow: Geschichtsträchtige Umgebung

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Das neue Gebäude befindet sich direkt neben dem Geburtshaus von Johann Heinrich August Duncker. 

Rathenow. Großzügige Balkone, eine schöne Aussicht und vor allem eine interessante Lage – das soeben fertiggestellte Wohnhaus auf dem Rathenower Kirchplatz 13 hat neben den Vorzügen eines modernen Neubaus auch einen historischen Anstrich und berühmte Nachbarn zu bieten.Auf der einen Seite schmiegt sich das dreigeschossige Gebäude an das Geburtshaus des wohl prominentesten Rathenower Bürgers, Johann Heinrich August Duncker. Der Begründer der optischen Industrie in der Stadt kam in der heutigen Hausnummer 12 zur Welt. Direkt gegenüber dem Neubau, der sich optisch gut in die altstädtische Umgebung einfügt, befindet sich zudem die Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Und auch die ehemalige Lateinschule liegt in direkter Nachbarschaft des Gebäudes, das von der Rampf Bau GmbH aus Premnitz entwickelt wurde. Bei der Errichtung des Neubaus mit drei Wohneinheiten gab es allerdings nicht nur aufgrund der historischen Einbettung des Gebäudes in eines der ältesten bewohnten Areale der Stadt einiges zu beachten. Auch die Lage erforderte spezielle bauliche Maßnahmen.

Auf dem Rathenower Kirchplatz entstand ein modernes Wohnhaus mit historischem Antlitz

Nicht einmal ein Jahr dauerte es von der Grundsteinlegung im August 2019 bis zur Bezugsfertigkeit: Die neuen Mieter des Wohnhauses auf dem Rathenower Kirchplatz haben soeben ihre Schlüssel übergeben bekommen. Bald dürfte Leben in die drei Vierzimmerwohnungen einziehen. Bis mit dem Bau begonnen werden konnte, musste jedoch zunächst der Historie des Geländes im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gegangen werden: Über zwei Monate lang nahmen Archäologen das Erdreich des Grundstücks am Kirchplatz unter die Lupe. Hier waren noch Überbleibsel der früheren Bebauung vorhanden, eines im 18. Jahrhundert errichteten Wohnhauses, das in den 1970- er Jahren abgerissen worden ist.

Erst nachdem die Grabungsarbeiten, bei denen unter anderem Keramik aus dem 13. und 14. Jahrhundert ans Tageslicht gebracht werden konnte, beendet waren, ging es mit den Bauarbeiten los. Dabei musste auch auf die geologischen Gegebenheiten Rücksicht genommen werden. „Der Bau hat sich schwierig gestaltet, weil es sich um eine Hanglage handelt“, erklärt Max Rampf, der als Projektleiter bei der Rampf Bau GmbH tätig ist.

Um ein Abrutschen der Steillage in Richtung Mühlendamm zu verhindern, sei es notwendig gewesen, große Stahlträger im Boden zu versenken. Diese seien anschließend mit dicken Holzbalken verschlossen worden. Die Maßnahmen wurden von einem Fremdunternehmen durchgeführt und verliefen problemlos.

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Ein altes Fundament der früheren Bebauung blieb als Bodendenkmal erhalten. FOTO: JESSICA KLIEM
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Bei der Fassadengestaltung wurden ebenfalls Vorgaben des Denkmalschutzes berücksichtigt. FOTO: JESSICA KLIEM

Bei der Gestaltung der Fassade mussten zudem aus Gründen des Denkmalschutzes einige Auflagen berücksichtigt werden. Max Rampf zufolge habe man zum Beispiel bei den Balkongeländern und der Fassadenfarbe entsprechende Vorgaben berücksichtigt, außerdem seien aus Denkmalschutzgründen Fenster aus Holz verbaut worden. Dies sei für Mehrfamilienhäuser sonst eher untypisch. Im Außenbereich wurden ebenfalls historische Gegebenheiten einbezogen. „Wir haben die Sonnenterrasse, die früher schon vorhanden war, komplett wiederhergestellt“, erzählt Max Rampf. Er deutet auf ein altes Mauerstück am Hang. „Hier sieht man noch ein altes Fundament, das wir als Bodendenkmal auf Wunsch des Denkmalschutzes erhalten haben.“ Es erinnert an das ehemals hier befindliche Haus. Die Vorgaben des Denkmalschutzes würden Rampfs Meinung nach Sinn machen. Auch seinem Vater Josef Rampf, Inhaber der Rampf Bau GmbH, liege eine der Umgebung angemessene Gestaltung der Rathenower Altstadtbebauung am Herzen.

Bei Mietern ist das von der Rathenower Architektin Carmen Euen geplante Gebäude mit installiertem Blockheizkraftwerk zur Gewinnung elektrischer Energie und Wärme ebenfalls beliebt. Bereits bei Planungsbeginn habe es laut Rampf etliche Interessenten für die Wohnungen mit knapp hundert Quadratmetern gegeben. Mittlerweile ist das Gebäude am Kirchplatz, das hohen energetischen Standards gerecht wird, vollständig vermietet. Von Jessica Kliem