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„Damit es klappt: Praktikum vor der Ausbildung“

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In der Ausbildungswerkstatt in Luckenwalde lernen derzeit 14 Auszubildende, die viel Unterstützung erfahren und gute Übernahmechancen haben. FOTOS: MARGRIT HAHN; DPA

Ausbilder gegen den Fachkräftemangel

Mit Zuverlässigkeit, guten Zensuren in den naturwissenschaftlichen Fächern und als Frühaufsteher kann man bei Frank Grötzner schon einmal punkten. Gut zu wissen, denn der Ausbildungsleiter bei der Firma ESB Schulte GmbH & Co. KG in Luckenwalde (Teltow-Fläming) entscheidet seit acht Jahren darüber, ob Schulabgänger einen Ausbildungsplatz erhalten oder nicht. Bewerber mit Lust und Interesse an Technik sucht der Fachbetrieb für hochwertige Türfunktionssysteme laufend.Sie suchen neue Auszubildende auch über Portale wie azubify. de. Wie sind Ihre Erfahrungen mit solchen Portalen, die junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz und ausbildende Unternehmen zusammenbringen?Frank Grötzner: Wir sind seit dem Start (von azubify.de) dabei. Eine wirklich genaue Auswertung, wer über dieses Portal auf uns aufmerksam wird und sich bewirbt, ist für uns schwer nachvollziehbar.

Interview mit Frank Grötzner von der ESB Schulte GmbH & Co. KG in Luckenwalde

Aber ich habe den Eindruck, dass auch in Schulen und in Jobcentern dort nach freien Ausbildungsplätzen gesucht wird. Auf jeden Fall sind wir mit unseren Ausbildungsangeboten online auffindbar, was für die jungen Leute mit ihren Smartphones wichtig ist

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Welche Ausbildungsberufe bieten Sie an?

Die jeweils dreieinhalbjährigen Ausbildungen zum Industriemechaniker und Werkzeugmechaniker sowie die zwei Jahre dauernden Ausbildungen zum Fachlageristen und zur Fachkraft für Metalltechnik. Aktuell haben wir 14 Azubis, davon drei junge Frauen.

Was erwartet die Azubis bei Ihnen in Luckenwalde?

In unserem Betrieb mit rund 120 Mitarbeitern haben wir eine eigene Ausbildungswerkstatt und eine ganzheitliche Betreuung für die Auszubildenden – durch mich.

Ich helfe bei allen Fragen – von der Berufsschule bis hin zu den Abschlussprüfungen. Wir bieten den Anfängern einen Kennenlerntag an, an dem wir etwa eine Radtour unternehmen oder den Bundestag besuchen. Wir führen aber auch Exkursionen in andere Betriebe oder ein Fahrsicherheitstraining durch.

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"Azubis betreuen wir ganzheitlich."

Frank Grötzner
Ausbildungsleiter

Und was erwarten Sie von den Azubis?

Wir empfehlen allen Interessierten, erst einmal ein Praktikum bei uns zu absolvieren. So können beide Seiten am besten sehen, ob es sowohl menschlich als auch von den Aufgaben her passt.

Das gilt ebenfalls für Quereinsteiger, die sich mit Ende 20 für eine Ausbildung entscheiden. Sozialkompetenz, Zuverlässigkeit und das Interesse an Naturwissenschaften sowie an technischen Zusammenhängen sollten da sein.

Wie praxisnah wir ausbilden, zeigt das Beispiel von zwei Azubis, die eine funktionierende Drehmaschine gebaut haben. Diese steht jetzt in unserem Empfangsbereich und begrüßt die Besucher. Interview: Claudia Braun

Ausbilder gegen den Fachkräftemangel

Qualifizierte Kräfte für die Lehre sind in Unternehmen Mangelware

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Benötigen nicht nur Fachwissen: Ausbilder. FOTO: DPA

Wenn es um das Thema Fachkräftesicherung geht, sind Klagen der Unternehmen kaum zu überhören, keine Lehrlinge zu finden. Andererseits fehlen vielen Firmen schlicht die Voraussetzungen, überhaupt ausbilden zu können. Von rund 78 000 Mitgliedsunternehmen der für den gesamten Westen Brandenburgs zuständigen Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) verfügen nur 6300 über eine Ausbildungsberechtigung. Ganze 2000 sind auch in der Qualifikation aktiv. 70-80 Prozent suchen laut Konjunkturumfragen Nachwuchs.

„Alle schreien nach mehr Auszubildenden, dabei müsste man zunächst die Basis dafür stärken“, sagt der Geschäftsführer Bildung der IHK, Wolfgang Spieß. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Betrieb ist, über Mitarbeiter mit Ausbildungsbefähigung zu verfügen. Neben Beschäftigten oder auch Firmenleitern mit Meister- oder Fachwirt-Qualifikation sind das Fachkräfte, die über einen Ausbilderschein verfügen. Gab es dazu in Westbrandenburg etwa 2012 noch 564 Prüfungen waren es im vergangenen Jahr nur 456.

Rund 4000 Auszubildende würden von Brandenburg aus täglich nach Berlin fahren, um dort ihre Lehre zu absolvieren, so Spieß. Andererseits würden aus Berlin 1800 nach Brandenburg pendeln. Ein Grund des Ungleichgewichts sei auch in den mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten in individuellen Wunschberufen zu suchen.

Gängige Grundlage für die Prüfungen nach den Ansprüchen der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) sind entsprechende Lehrgänge, die sowohl berufsbegleitend als auch in Vollzeit-Seminaren angeboten werden. Anbieter ist unter anderem die IHK. Ausbilder verantworten die Ausbildung in ihrem Unternehmen: Sie gestalten die Lernprozesse der Lehrlinge, nehmen organisatorische Aufgaben wahr und betreuen in unterschiedlichen Ausbildungssituationen.

Beschäftigte, die sich diesbezüglich weiterqualifizieren möchten, haben ein Anrecht auf Bildungsfreistellung. Die Kosten und Gebühren lassen sich auch über Unterstützungen wie das Weiterbildungs-Bafög finanzieren. Angehende Ausbilder müssen nicht nur über fachliches Wissen, sondern auch über pädagogische, organisatorische und rechtliche Kenntnisse verfügen.

Die Prüfungen dafür bestehen sowohl aus einem praktischen Teil unter anderem mit der Präsentation einer Ausbildungssituation, als auch einem schriftlichen Part mit fallbezogenen Aufgaben aus allen Handlungsfeldern. Die Anmeldungsunterlagen werden unter anderem von den Lehrgangsanbietern bereit gehalten. Auch die jeweilige IHK organisiert das Prozedere der Prüfungen. Die Einladungen dafür werden in aller Regel rund vier Wochen vor dem jeweiligen Prüfungstermin versandt.

„Für den einzelnen Beschäftigten ist das eine Zusatzkompetenz, die ihn für jedes Unternehmer wertvoller werden lässt“, so Spieß. Für die Firmen sind Ausbilder letztlich eine Möglichkeit, sich gegen den zunehmenden Fachkräftemangeln zu wappnen. Gerald Dietz

Info www.wdb-brandenburg.de

Rabatte jetzt auch für Lehrlinge

IHK startet mit neuer Azubi-Card

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Azubi-Card: Vergünstigungen für die Lehrzeit. FOTO: IHK POTSDAM

Studentenausweise und die damit verbundenen Vergünstigungen sind bekannt. Die Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) startet nun zum Ausbildungsbeginn im September mit einer neuen Azubi-Card ein Programm, mit dem auch Auszubildende in den Genuss von Sparangeboten kommen: günstigere Eintrittspreise in Kinos, Museen, Schwimmbäder bis hin zu Nachlässen in Fitness-Studios.

„Wer in Zukunft nicht ohne Fachkräftenachwuchs dastehen will, muss aktiv werden“, so Peter Heydenbluth, IHK-Präsident zum Start der Rabattaktion. Mit der Karte wolle die Kammer Anreize für junge Menschen schaffen, hier eine Ausbildung zu absolvieren.

Aber auch die Firmen selbst haben etwas davon. „Unternehmen, die reduzierte Preise für Azubis über die Karte anbieten, können sich gezielt mit ihrem attraktiven Angebot platzieren“, ruft Heydenbluth Betriebe auf, auch so für sich zu werben. Die Karte erhalten jetzt rund 8000 Auszubildende, die ein bei der IHK Potsdam gültiges und registriertes Ausbildungsverhältnis haben, also im gesamten westlichen Teil Brandenburgs. Sie gilt für die komplette Dauer der Ausbildung. Auf der Azubi-Card-Website finden Azubis lokale Rabattangebote von Unternehmen von der Prignitz bis zum Fläming. Wer hier etwas Passendes entdeckt, kann beim entsprechenden Partner die Karte vorzeigen und von den Rabatten profitieren. Um als Unternehmen teilzunehmen, müssen diese nur das Antragsformular auf der Azubi-Card-Seite ausfüllen.

Info www.azubicard.de/potsdam/

Bewerbermangel und Wissenslücken

Maschinenbauern fehlt der Nachwuchs

Die Betriebe im ostdeutschen Maschinenbau sind besorgt über den zunehmenden Mangel an Berufsnachwuchs. Zum einen gibt es immer weniger Bewerber, zum anderen große Wissenslücken bei den Schulabgängern, wie aus einer in Leipzig veröffentlichten Umfrage des VDMA Ost (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) hervorgeht.

Befragt wurden die 350 Mitgliedsunternehmen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Demnach konnten in diesem Jahr 44 Prozent der Unternehmen nicht alle geplanten Ausbildungsplätze besetzen.

Sinkende Bewerberzahlen machen 91,17 Prozent der Firmen zu schaffen. Sie führen das vor allem auf die verstärkte Studienorientierung und die demografische Entwicklung zurück. 70 Prozent bemängeln außerdem, dass die Jugendlichen oft nicht ausreichend auf die Anforderungen der betrieblichen Praxis vorbereitet sind und erhebliche Wissenslücken in den Naturwissenschaften haben.

Der Verband fordert daher, die technische Allgemeinbildung an den Grund- und weiterführenden Schulen auszubauen und Fächer wie Mathematik und Physik praxisbezogener zu unterrichten.

„Azubify“ hilft weiter

Am 23. September erscheint die nächste Ausgabe des Magazins „Azubify“. Es gibt zahlreiche Tipps, die Schulabgängern die Berufswahl, die Bewerbung und auch den Start ins Berufsleben erleichtern sollen. Im Magazin stellen sich Unternehmen vor, die Ausbildungsplätze anbieten.

„Azubify“ ist auch online. Auf azubify.de erfahren Berufsstarter in einem Quiz viel über ihre persönlichen Stärken und Fähigkeiten – und darüber, welche Berufe zu ihnen passen würden. Detaillierte Informationen zu vielen Berufsbildern sind ebenfalls mit ein paar Klicks zu bekommen.

„Azubify“ nutzt die unterschiedlichen Medien, um künftige Auszubildende und Unternehmen in der Region passgenau zusammenzubringen.

Das Magazin „Azubify“ ist ein kostenloses Angebot von MAZ und Wochenspiegel. Privatpersonen und Schulen können es bestellen: www.maz-online.de/azubify-bestellung