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Gemeinsam durch die Krise

Regionales aus Neuruppin - Bestellen, packen, liefern

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Kristina Hannaleck initiierte das regionale Netzwerk neuruppin.net.

Neuruppin. Von Corona war noch längst nichts zu sehen und zu hören, da kam Kristina Hannaleck schon mit ihrem Netzwerk „neuruppin.net“ und dann mit „Herr Fontane“ um die Ecke. „Herr Fontane“ – das Schaufenster der Region. Oder: Ein Laden mitten in Neuruppin, in dem es Produkte von regionalen Anbietern gibt. Und jetzt, in der Coronakrise, steht die Existenz vieler dieser Produzenten auf der Kippe. Die Absage regionaler Märkte und Veranstaltungen sowie die zeitweise Schließung der Geschäfte setzt den Unternehmern zu. Vertriebswege fielen weg, damit auch der Absatz. Das Zusammenhalten zählt jetzt mehr denn je. Das Zauberwort: Vernetzung. Gemeinsam mit Eva Paulus vom regionalen Erzeuger und Vertrieb Homemade in Karstedtshof ging Kristina Hannaleck bereits Mitte März in die Offensive, um einen Lieferservice für die Menschen in und um Neuruppin herum anzubieten. „Je mehr Menschen mitmachen, desto größer ist das Sortiment und die Reichweite des Services, der zunächst nur für die Dauer der Corona-Krise angedacht ist und den Verkauf regionaler Produkte beinhaltet“, hieß es vor sechs Wochen.

Die Allianz von Erzeugern in und um Neuruppin trägt kleine Früchte

Und heute? Besonders zur Osterzeit sei die Idee sehr gut angenommen worden. „Die Leute haben angerufen, ihre Wünsche geäußert. Wir haben die Präsente gepackt, in Neuruppin ausgeliefert und die Bestellungen, die nach Kyritz oder Wittstock gingen, per Post verschickt. In die Sendungen wurden regionale Produkte wie Senföl, Marmelade oder Tee gepackt. Die Hersteller freuten sich, dass ihre Produkte auf der Schiene verkauft wurden, selbst wenn der Umsatz im Vergleich zum Ladengeschäft geringer ausfällt“, sagt Kristina Hannaleck.

Neben den privaten Bestellungen hätten auch Unternehmen von dem Angebot Gebrauch gemacht. „Für sie haben wir Pakete im großen Stil gepackt. Die Firmenbetreiber bedankten sich mit den Aufmerksamkeiten bei ihren Mitarbeitern, weil sie in der Corona-Zeit durchhalten und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.“ Es habe auch ehemalige Neuruppiner gegeben, die ihren Bekannten mit einem Präsent aus „Herr Fontane“ beglücken wollten.

"Die Produzenten ziehen bei der Aktion toll mit."

Kristina Hannaleck, Initiatorin

Viele Produzenten der Region brannten schnell für die Idee, den Menschen regionale Produkte ins beziehungsweise ans Haus zu bringen oder zu verschicken. „Sie ziehen richtig toll mit. Als ich mit einem Mal 180 handabgefüllte Tees brauchte, legte der Produzent eine Extraschicht ein und lieferte noch am selben Tag“, so die Unternehmerin.

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Regionale Produkte – damit punkten die Erzeuger aus der Neuruppiner Region. FOTOS: DPA, KOORMANN

Dieses Angebot von Produzenten, Bestellungen aufzunehmen und sie dann zu liefern, sei laut Kristina Hannaleck keine echte Alternative zum traditionellen Geschäft. „Das kann man in Krisenzeiten mal machen, ist aber insgesamt zu aufwendig.“ Dauerhaft sei der Anspruch, dass die Kunden in den Laden oder auf die Höfe kommen, die Produkte sehen, riechen und anfassen können. Sie hätten vor Ort die Gelegenheit, mit dem Erzeuger zu reden, sich beraten zu lassen oder gleich eine Tüte mit Produkten („Hier ist Heimat drin!“) mitzunehmen. Parallel zu der Plattform „neuruppin.net“ wurde aus diesem Grund eine Facebookgruppe ins Leben gerufen (neuruppin.net-Das sind wir). Hier können sich die Unternehmer selbst präsentieren.

Auch wenn viele Läden seit gut einer Woche schon wieder geöffnet haben, sei an eine Normalsituation noch längst nicht zu denken. Es gebe zwar wieder einige Kunden, die spezielle Dinge kauften, aber es fehlten zum Beispiel auch die Touristen, so Kristina Hannaleck. „Die aktuelle Situation ist mit der vor der Krise gar nicht zu vergleichen.“ Insofern hat die Unternehmerin eine Vorahnung. „Es werden durch die Corona-Krise kleinere Läden auf der Strecke bleiben. Wir werden gucken, wie sich in den nächsten Wochen alles entwickelt und müssen im Notfall die Reißleine ziehen.“ Aber es wolle niemand jammern, vielmehr überlege man ständig, das Sortiment zu erweitern. Seit einer Woche gebe es Schutzmasken („die gehen reißend weg“), auch Eis sei im Angebot. „Wir versuchen, verschiedene Wege zu gehen, um die Situation zu meistern.“ Von Stefan Blumberg