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Neues Mehrfamilienhaus in Rathenow

Schmuddelecke ade

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Großzügige Fenster und Balkone zeichnen das neue Mehrfamilienhaus aus. FOTOS: ANTJE PREUSCHOFF

Wo einst das ehemalige Lehrlingswohnheim der Rathenower Optischen Werke stand, glänzt jetzt neuer und moderner Wohnraum

Rathenow. Von der unansehnlichen Ruine zum modernen, lichtdurchfluteten Mehrfamilienhaus: Wo einst das ehemalige Lehrlingswohnheim der Rathenower Optischen Werke stand, ist etwas Neues erwachsen - und damit einer der schlimmsten Schmuddelecken der Stadt der Garaus gemacht worden. Die O&F Bauunternehmung GmbH hat sich dem Areal Perleberger Straße / Ecke Potsdamer Straße angenommen und dort bedarfsgerecht modernen Wohnraum geschaffen.

Marianne Opitz, Bauherrin

2015 hat die Geschäftsführerin Marianne Opitz das 2500-Quadratmeter-Grundstück gekauft. ,,Es hat meinen Mann und mich beim Vorbeifahren immer gestört, dass das so eine vollgewucherte und marode Ecke war", erzählt sie. „Das hat uns auf den Gedanken gebracht, es zu erwerben. Als wir den Zuschlag erhielten, überlegten wir, wie wir das große Grundstück entwickeln können." 

Es hat meinen Mann und mich beim Vorbeifahren immer gestört, dass das so eine vollgewucherte und marode Ecke war.
Marianne Opitz, Bauherrin

Im Wohngebiet der nördlichen Innenstadt gelegen, ,,hat es sich förmlich angeboten, dort ein Mehrfamilienhaus zu errichten. Es ist ein ruhiger Bereich für angenehmes Wohnen", sind die Bauherren überzeugt. Die Idee entfaltete sich und im Herbst 2020 ging es zunächst der Ruine an den Kragen. Abrissbagger machten sie dem Erdboden gleich.

Ab Mai 2021 begann dann der Aufbau eines neuen Viergeschossers nach Entwürfen des Brandenburger Büros SEW Architekten. Der Massivbau mit Stahlbetondecken entspricht dem KfW 40 Energie-Effizienz-Standardunter anderem dank 22 Zentimeter Fassadendämmung, 35 bis 45 Zentimeter starker Dachdämmung sowie Dreifachverglasung. Die Bauweise, die den Primärenergiebedarf gegenüber einem Standard-Neubau um 60 Prozent reduziert, senkt auch die Nebenkosten erheblich. Darauf sind wir stolz und froh, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Energiesituation", so Marianne Opitz.

Als i-Tüpfelchen erfolgt die Versorgung des Wohnhauses über ein Blockheizkraftwerk, das in einem Nebengebäude auf dem Grundstück untergebracht ist. Darin wird mittels eines Gasmotors Strom erzeugt. Während in einem konventionellen Kraftwerk die dabei entstehende Wärme verloren geht, wird sie im Blockheizkraftwerk komplett zur Bereitstellung von Wärme sowie Warmwasser genutzt.

Der Strom wiederum wird im Wohnhaus zur Versorgung der Anlagentechnik verwendet. Überschüssige Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist und von Anschlussteilnehmern in räumlicher Nähe verbraucht.

Der Keller des Wohnhauses ist aus Stahlbeton als „Weiße Wanne" ausgebildet und abgedichtet. Von ihm führt ein Fahrstuhl bis ins dritte Obergeschoss. ,,Wir haben auf barrierefreies beziehungsweise behindertengerechtes Wohnen gesetzt", führt Marianne Opitz aus und weist etwa auf die schwellenarmen, außergewöhnlich breiten Flure in den Wohnungen hin.

Entstanden sind auf den vier Etagen je drei Einheiten mit drei Zimmern und Größen um die 85 Quadratmeter. Für transparentes lichtes Raumgefühl sorgen die überwiegend bodentiefen Fenster. Das Raumklima wird mittels Verschattung über Jalousien beziehungsweise Raffstores und Fußbodenheizung in allen Räumen angenehm gestaltet.

Die Wohnungen verfügen über klassische Raumaufteilungen mit separater Küche oder offenem Wohnküchen-Bereich. Großzügige neun bis zehn Quadratmeter umfassende Balkone mit Süd- und erweitern Westausrichtung die hellen Wohnbereiche.

Das elegante, lichtdurchflutete Treppenhaus besticht durch extravagante Böden und Wände. Vom Knake Natursteinwerk ist „Fossilmarmor" aus dem Atlasgebirge verarbeitet worden, wie etwa eine kleine Schnecke Fahrstuhlumrandung an der verrät. Das Detail stammt aus der Jurazeit und ist 65 bis 70 Millionen Jahre alt, erklärt Natursteinwerk-Geschäftsführer Werner Knake.

Alles andere als historisch ist dagegen die Videocolor-Sprechstation, ein Bedienfeld an den Eingangsbereichen. Darüber lässt sich nicht nur simpel die Tür öffnen, sondern mehr Sicherheit dank Videoübertragung in die eigenen vier Wände oder auch mehr Komfort gewinnen. Denn hier können Informationen für Nachbarn, Besucher oder Postboten auf dem Display hinterlegt werden.

Seit April 2022 ist das Mehrfamilienhaus fertiggestellt. Dabei mussten die Bauherren auf Grund der Materialknappheit von Dachholz oder Dämmungen mit einigen Monaten Verzögerung leben.

Und die Lieferschwierigkeiten sind noch immer nicht überstanden: So wartet Geschäftsführer Ulrich Opitz auf die Photovoltaikanlagen, die auf dem Flachdach innerhalb der umlaufenden Attika montiert werden sollen. Die Grundinstallation dafür existiert bereits.

Es stehen zudem weitere Arbeiten am Grundstück aus. 20 Pkw-Parkplätze gibt es hier sowie Wallboxen zum Aufladen von E-Fahrzeugen. Allerdings muss sich das umgebende Grün erst richtig entfalten. „Es sind noch Verweilmöglichkeiten und Sitzgelegenheiten geplant", sagt die Bauherrin und fügt hinzu: „Schließlich sehen wir es gern, wenn sich angenehme Hausgemeinschaften bilden." Mittlerweile ist das Gebäude voller Leben, nur eine Wohnung nicht endgültig vergeben. Diese Beliebtheit bei Mietern jeder Generation zeigt auch: Es war der richtige Weg, die alte Ruine des Lehrlingswohnheims abzureißen, um in der Perleberger Straße 6 Raum für ein komfortables modernes Mehrfamilienhaus zu schaffen. Antje Preuschoff