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Der Umwelt zuliebe

Nachhaltig nächtigen

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Architekt Arndt Hermann will in seinem Bed & Breakfast in Ribbeck Besucher klimaneutral beherbergen. Foto: Jessica Kliem

Ribbeck. Durch das Panoramafenster im Gemeinschaftsraum erhascht man einen großzügigen Blick auf Wiesen und buntbelaubte Bäume. Und auf eine kreisrunde, von Schilfpflanzen bewachsene Fläche. Hier verbirgt sich einer der Gründe, warum der Beherbergungsbetrieb „Fuchs & Hase“ von Sonja und Arndt Hermann im Oktober mit dem Wirtschaftsförderpreis des Landkreises Havelland in der Kategorie Klimaschutz ausgezeichnet wurde. In der Pflanzenkläranlage wird das Abwasser des Betriebes im Zusammenspiel von Mikroorganismen, Schilfpflanzen und Sand gereinigt. Chemikalien oder größere Mengen Energie werden dafür nicht benötigt.

Bed & Breakfast in Ribbeck gewinnt Klimaschutzpreis

Für die Pflanzenkläranlage haben sich die Hermanns nicht nur aus praktischen Grünen entschieden – das Grundstück „Am Birnbaum 13“ ist nicht an das öffentliche Abwassernetz angeschlossen. Die Anlage ist auch Bestandteil des umfassenden Klimaschutzkonzeptes, das die Wahl-Ribbecker beim Ausbau des einst zum Gutshof Ribbeck gehörigen Kuhstalls umgesetzt haben. Das Architektenpaar, das die Umbauplanung des gesamten historischen Stallbaus mit insgesamt vier Einheiten selbst übernahm, will mit seiner 2017 eröffneten Pension am westlichen Ende des Stallensembles klimaneutrales Urlauben im Havelland ermöglichen. Dafür wurde der alte Stall mit Hilfe von EU-Fördermitteln in ein kleines Modellprojekt verwandelt. Ziel: Bei einer Übernachtung in Ribbeck sollen Gäste weniger Treibhausgas-Emissionen erzeugen als zu Hause in den eigenen vier Wänden.

So werden die insgesamt vier Gästezimmer im ersten Stock des historischen Kuhstalls, den Familie Hermann im Erdgeschoss selbst bewohnt, dann auch klimafreundlich beheizt. Unterschiedliche Möglichkeiten stünden hierfür zur Verfügung, erklärt Arndt Hermann. Zum einen könne die Abwärme aus der Biogasanlage eines benachbarten Landwirtschaftsbetriebs zum Heizen genutzt werden. Zum anderen sorge eine holzbetriebene Feststoffheizung für Wärme. Und dann ist da noch die Photovoltaikanlage auf dem südlichen Dach. Sie versorgt den kleinen Beherbergungsbetrieb über einen Pufferspeicher mit Wärme und Energie. Überschüsse würden ins Netz eingespeist. „Oder wir benutzen den Strom für andere Dinge. Für das Waschen zum Beispiel, was ja ein relativ großer Posten in einem Beherbergungsbetrieb ist“, so Arndt Hermann. Gäste, die klimafreundlich anreisen, können ebenfalls Solarstrom nutzen: Neben dem Gebäude ist eine Ladestation für Elektroautos angebracht.

Beim Innenausbau des historischen Kuhstalls seien zudem natürliche Materialien zum Einsatz gekommen, sagt Arndt Hermann. Auf erdölbasierte Produkte wie Kunststoffboden habe man bewusst verzichtet. Bei der Einrichtung setzen die Hermanns ebenso weitgehend auf Holz. Und die Eier fürs Frühstück der Gäste: stammen natürlich von Hühnern aus der Nachbarschaft. Von Jessica Kliem