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Kompost im Abfallcontainer

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Die Anschaffung der Biotonne ist vielen für einen Modellversuch zu teuer. FOTOS: AWU; DPA

Nicht nur Speisereste

Modellversuch mit der Biotonne läuft schleppend

Von Gerald Dietz  

Es hat schon etwas gedauert, bis im Landkreis Oberhavel wie vom Kreislaufwirtschaftsgesetz vorgesehen, Anstrengung zur flächendeckenden Einführung von Biotonnen gestartet wurden. In den oft ländlichen Regionen, in denen Komposthaufen gang und gäbe sind, schien kein zusätzlicher Abfallcontainer nötig. Mit vielen neu gebauten Siedlungen, in denen für Dunghalden kein Platz schien, wurde die Tonne aber immer nötiger. Biomüll in den normalen Abfallbehältern nahm ständig zu. Bundesweite Untersuchungen ergeben, dass zum Teil bis zur Hälfte des Mülls in normalen Tonnen aus kompostierbaren Abfällen besteht.

Seit knapp eineinhalb Jahren läuft nun in der Gemeinde Birkenwerder, in Hohen Neuendorf und in Hennigsdorf ein Modellversuch, in dem Erfahrungen zur Einführung einer Biotonne im Kreisgebiet gesammelt werden sollen.

Eine Zwischenbilanz fällt verhalten aus. Bislang konnten nach entsprechenden Anträgen 1100 Behälter aufgestellt werden, rund die Hälfte davon in Hohen Neuendorf. „Erwartet hatten wir eigentlich das Dreifache“, sagt Renate Luthardt von der mit der Durchführung betrauten AWU Abfallwirtschafts-Union Oberhavel. Hinderungsgrund scheint die Anschaffung, für die laut Satzung der Grundstückseigentümer zuständig ist. Vielen waren 19,99 für die Standardtonne oder 39,99 Euro mit einem das Eindringen von Insekten und das Entweichen von Gasen verhindernden Filterdeckel für einen Modellversuch, dessen Dauer zunächst bis Ende kommenden Jahres begrenzt ist, zuviel. Schließlich gibt es den Laubsack samt Abholung schon für zwei Euro. Der Preis für die Tonnen war schon einmal gesenkt worden, zunächst sollten sie 35 beziehungsweise 75 Euro kosten. Auch eine Vermietung für 2,50 Euro monatlich wurde selten nachgefragt. Künftig nach dem Modellversuch werde nun überlegt, den Anschaffungspreis in die derzeit 3,25 Euro betragende Entleerungsgebühr zu integrieren, so Luthardt.

Ansonsten scheint die Tonne, in die jeglicher Biomüll von Gartenabfällen über Topfpflanzen und Nahrungsmittelresten bis hin zu Haaren und Kleintierstreu hinein soll, kaum Probleme zu machen und gut angenommen worden zu sein. Es gebe zwar noch keine vorläufige Auswertung, aber Ratschläge jenseits der Preisgestaltung habe es von den Nutzern nicht gegeben, so Luthardt. Als nächstes wird nun daran gedacht, nach dem Ablauf des Versuchs die Tonne flächendeckend im ganzen Landkreis einzuführen.

Design geht oft vor Umwelt

Die Wiederverwertung von Plastik stockt an vielen Stellen

Plastik ist leicht, vielseitig, billig, im Alltag allgegenwärtig, bereitet aber schwerwiegende Probleme: Der Abfall müllt die Meere zu und die Wiederverwertung stellt auch den Recycling-Weltmeister Deutschland vor Schwierigkeiten. Das EU-Parlament hat jetzt sogar ein weitreichendes Verbot von Kunststoff-Verpackungen beschlossen.

Nicht alles ist recycelbar: Es gibt viele Plastiksorten. Nicht aus allen wird wieder ein Nutzgegenstand. Flaschen aus Polyethylenterephthalat (PET) etwa können wieder Flaschen werden, PET-Schalen als Verpackung für Obst werden indes nicht recycelt. Auch Folien sind schwierig, vor allem kleinere, da es dafür wenige Anlagen gibt. Und: Verbrennen ist billiger als wiederverwerten. Vom gesamten Plastikmüll werden nur rund 45 Prozent „stofflich wiederverwertet“. Ab 2022 sind 63 Prozent vorgegeben.

Design geht vor Umwelt: Manche Produkte sind gefärbt oder zusätzlich mit Folien umhüllt. Das mag gut aussehen, erschwert oder verhindert aber oft das Recycling, weil Maschinen das Material nicht erkennen und sortieren können. Ab 2019 müssen deswegen die Dualen Systeme von den Herstellern für schlecht recycelbare Verpackungen mehr Lizenzgebühren verlangen. Manche Hersteller wollen kein wiederverwertetes Plastik, einsetzen, weil es teils grau statt strahlend ist.

Nicht alles landet im Recycling-System: Viele wissen nicht, dass sie in die gelbe Tonne oder den gelben Sack nur Verpackungen gehören. Also etwa keine Strohhalme, aber die Folie drumherum. 40 Prozent aller Kunststoffe sind Verpackungen. Der Rest wandert in den Restmüll, der nur vereinzelt sortiert wird, die Regel ist Verbrennung.

Irgendwann ist Schluss mit Recycling: Bei vielen Kunststoffen, besonders bei PETFlaschen, ist ein geschlossener Kreislauf begrenzt möglich, sonst aber nicht die Regel. Recycling ist oft „Downcycling“: Aus PET-Flaschen werden dann etwa nicht wiederverwertbare Textilfasern. Polyolefine, die bei Folien zum Einsatz kommen, verlieren bei jeder Behandlung an Qualität.

Nicht nur Speisereste

Der Anteil von Biomüll im normalen Abfall variiert stark je nach Siedlungsstruktur und Gebührenmodell. Bundesweit gehen Fachleute ohne das Angebot einer getrennten Erfassung von 40 bis 50 Prozent aus.

Neben Gartenabfällen und Schnittblumen gehören vor allem Speisereste, aber etwa auch Tierstreu aus biologisch abbaubaren Material oder Holzwolle und -späne (unbehandelt) in die Biotonne.