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Weihnachts- und Neujahrsgrüsse

Ein zweigeteiltes Fest

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Beim Blättern im Familienalbum werden die Erinnerungen an die Weihnachtsfeste aus Kindertagen wieder wach. FOTO: UWE KLEMENS

Von Uwe Klemens Wenn man ausgerechnet am gleichen Tag wie das Christkind geboren ist, ist die Vorfreude auf den Heiligen Abend nicht automatisch doppelt so groß. „Als Kind hab’ ich mich immer darüber geärgert, dass ich nur einmal im Jahr Geschenke bekam und fand es doof, dass bei mir nicht beide Anlässe so normal wie bei anderen schön auf zwei Tage verteilt sein können“, sagt der Jüterboger Udo Reich. Er wurde am 24. Dezember 1980 geboren und hat aufgepasst, dass seinem Kind nicht das gleiche Schicksal widerfährt.

Als Kind hat sich Udo Reich darüber geärgert, dass er am gleichen Tag wie das Christkind Geburtstag hat – Heute ist der Jüterboger sogar ein kleiner Weihnachtsfan


Schon möglich, dass der mit dem Heiligen Abend verbundene Stress ihm ein Stück weit die Vorfreude aufs Fest verdorben hat, zumindest was das Herrichten der guten Stube betrifft. Einen Schub nach vorne hat die Geburt von Leopold gebracht, der im Februar sechs wird. „Seither freu’ auch ich mich aufs Weihnachtsfest daheim, aber das Schmücken und Dekorieren überlasse ich am liebsten meiner Frau Ivonne und meinem Sohn. Spätestens am zweiten oder dritten Advent geht’s damit los. Wenn alles fertig ist, hab auch ich meine Freude daran.“

Der kindliche Groll über die Zusammenlegung von Weihnachts- und Geburtstagsfest ist mittlerweile verflogen. „Ich hab eben irgendwann gelernt, das Beste daraus zu machen und bin heute eigentlich sogar so etwas wie ein Weihnachtsfan“, gesteht der Familienvater. Am Modus, dass morgens das irdische Geburtstags- und abends das biblische Christkind hochleben darf, hat sich bis heute nichts geändert. Die Schnäpse, die früher sein Vater an die Geburtstagsgäste ausschenkte, bevor sie rechtzeitig wieder verschwanden, gießt er nun selber ein.

Die Geschenke für die Bescherung liegen bereit. „Das Absprechen mit den Eltern, was Leopold bekommt, funktioniert gut“, sagt Udo Reich. „Wir haben uns als Kinder über Kleinigkeiten gefreut, da muss heute der Weihnachtsmann nicht mit drei Säcken zur Tür hereinspazieren.“ Mit einem Kuschel-Dinosaurier im Arm wird Leopold am Heiligen Abend glücklich einschlafen. „Mein größter Wunsch ist, dass er gesund und glücklich ist“, sagt Udo Reich.

Den Heiligen Abend kennt Udo Reich sein Leben lang nur als zweigeteiltes Fest. „Am Vormittag hatte ich Geburtstag und am Abend war Bescherung“, erinnert sich der heutige Fuhrunternehmer. Dass seine Eltern damals darauf geachtet haben, dass es eben doch zwei große Geschenke an einem Tag gab, ist ihm erst viel später als Erwachsenem aufgefallen.

„Das Blödeste war, dass ich zum Geburtstag nie Besuch von meinen Kumpels bekam, weil die alle den Tag mit ihren Familien verbrachten. Und Nachfeiern mit den Freunden hat mir als Kind nie richtig Spaß gemacht, weil einfach die ganze Stimmung fehlte.“ Onkels, Tanten, Großeltern und Cousinen, die zum Gratulieren schnell am Vormittag vorbeihuschten, machten sich bald wieder aus dem Staub, um daheim noch den Tannenbaum zu schmücken und die letzten Weihnachtsgeschenke einzupacken. „Wir selbst mussten das immer schon vorher gemacht haben, weil wir zwischen Geburtstagsrunde und Bescherung dafür natürlich keine Zeit mehr hatten“, erinnert sich Reich.

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Die hüpfende Oma im Schafsfell wurde irgendwann durch einen „richtigen“ Weihnachtsmann mit Vollbart ersetzt. FOTO: PRIVAT

„An den Weihnachtsmann geglaubt habe ich etwa so bis zum sechsten, siebenten Geburtstag. Irgendwann hat mir gedämmert, dass mit der Oma, die im weißen Schafsfell und mit einer Rute um den Couchtisch hüpfte, irgendwas nicht stimmt“, erzählt er lachend. Von da an übernahm ein Nachbar die Rolle des Weihnachtsmanns. Das Schwarz-Weiß-Foto von Klein-Udo, der ehrfürchtig vor dem Mann im roten Mantel und mit Rauschebart strammsteht, hat heute einen Ehrenplatz im Familien-Album.

Das schönste Geschenk aus Kindertagen, das eines Tages unterm Weihnachtsbaum auf ihn wartete, war ein BMX-Fahrrad, das er als Achtjähriger bekam und lange in Ehren hielt. „An Flops zur Bescherung kann ich mich eigentlich nicht erinnern. Na ja, und heute hat man eh nicht mehr so viele besondere Wünsche zu Weihnachten. Was man wirklich braucht, kauft man sich meist schon vorher.“