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In guten Händen

Mehr Hilfe für Angehörige

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Auch bei Inkontinenz können digitale Pflegeprogramme eine Unterstützung sein. FOTOS: ROSS D. FRANKLIN/AP/DPA; DPA

Coaches und digitale Pflegeanwendungen dienen auch der Mobilisierung

Pflegebedürftige Menschen bewegen sich in der Regel viel zu wenig. Noch vorhandene Ressourcen werden oft nicht genutzt. Betroffenen fehlen nicht selten Technik, Unterstützung und Motivation. Oder sie vermeiden Bewegung aus Angst vor Stürzen. Mobilität geht so immer weiter verloren und auch die gesundheitliche Konstitution leidet. Krankenkassen versuchen teils gegenzusteuem und bauen Unterstützungstools im Netz etwa für pflegende Angehörige aus. Mit sogenannten digitalen Pflegeanwendungen (Dipa) gibt es auch schon von den Kassen bezuschusste Programme auf dem Markt, die Pflegebedürftigen und Angehörigen übers Handy oder Internet helfen, die Selbstständigkeit von Betroffenen zu fördem und einer Verschlimmerung ihrer Lage entgegenzuwirken.

Rund 80 000 Pflegebedürftige werden bereits heute in Brandenburg weitgehend von Angehörigen zu Hause versorgt. In Brandenburg werden 54 Prozent der Pflegebedürftigen ausschließlich von Angehörigen gepflegt", sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer-Krankenkasse. Meistens seien es Frauen, die sich selbst im Seniorenalter um Eltern, Schwiegereltern oder Partner oft aufopfernd kümmern.

54 Prozent der Pflegebedürftigen sind durch Angehörige betreut.

Ein von der Kasse vor zwei Jahren kostenfrei eingerichteter digitaler Pflegecoach vermittle ihnen nicht nur Tipps, oftmals wie anstrengende Pflegealltag etwas leichter gehandhabt werden kann", so Leyh. Das neue Modul erkläre unter anderem, wie Pflegebedürftige beim Gehen unterstützt oder im Bett mobilisiert werden können. Es informiert zudem zum Umgang mit Stürzen. Nicht zuletzt zeigt es, wie noch vorhandene Ressourcen bei pflegebedürftigen Menschen für Bewegung aktiviert werden können.

Pflegende Angehörige sind unverzichtbar. Da wir in Zukunft noch mehr Menschen benötigen, die bereit sind, Angehörige zu pflegen, müssen wir sie bestmöglich unterstützen", meint Leyh. Mitunter würden schon kleine Hinweise helfen, um die emotionale und körperliche Belastung zu verringern.

Die seit Anfang des Jahres von den Kassen teils mitfinanzierten Dipas sollen nicht nur unterstützen, die Mobilität von Pflegebedürftigen zu bewahren. Sie könnten unter anderem helfen, die Vernetzung Pflegender untereinander zu fördern. Auch eine Erinnerung zum Einhalt der Medikamentengabe ist möglich oder Stützen zur Kommunikation mit dem Hausarzt und beim Umgang mit Inkontinenz.

Wer eine Dipa nutzen will, muss einen Antrag bei der Pflegekasse stellen, damit die Kosten übernommen werden. Die Pflegekasse übernimmt dabei bis zu 50 Euro im Monat für eine digitale Pflegeanwendung. Für die nötige Aufnahme der Anwendungen ins entsprechende Verzeichnis beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bedarf es noch einer Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums. Sie sollen auch die individuelle pflegerische Versorgungssituation stabilisieren und bei der Haushaltsführung unterstützen", sagt Jens Ofiera, Sprecher beim Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Gerald Dietz