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Begeisterung für Auslandseinsatz

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Auslandserfahrungen gemacht: Straßenwärterin in spe Sandy Decker (4.v.l.)...

Praktika im Ausland sollten vier Wochen dauern

Von Gerald Dietz  "Es bringt so viel, beruflich und privat“, oder: „Viele neue Erfahrungen für mein Leben dazu gelernt“, und: „Das Leben und Arbeiten hier sind Erlebnisse, die ich jedem nur wünschen würde.“ Die Resümees der beiden Auszubildenden Stephanie Klempin und Sandy Decker aus Brandenburg von ihren kurz zurückliegenden Auslandstätigkeiten sind fast schon euphorisch und sollen begeistern, es ihnen gleich zu tun.  Die angehende Einzelhandelskauffrau und die Straßenwärterin in spe stehen für ein Jubiläum, das in dieser Woche gefeiert wurde. Bereits zum 600. Mal hat die Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) Praktika für Lehrlinge aus der Region im Ausland vermittelt. Die 30-jährige Stephanie Klempin lernte in einem Shopping-Center auf Malta und die 18-jährige Sandy Decker sammelte neue Erfahrungen in der Straßenmeisterei Eggenburg bei Wien.

Viele Auszubildende lassen sich in anderen Ländern qualifizieren

Seit zehn Jahren unterstützt die IHK mit ihrer Mobilitätsberatung Azubis und Unternehmen bei der Vermittlung und Organisation von Auslandspraktika. Mehr als 600 Lehrlinge konnten seither vermittelt werden. Gemessen am Ziel der Bundesregierung, zehn Prozent aller Auszubildenden ein Auslandspraktikum absolvieren zu lassen, liegt die IHK damit gut im Rennen. Auch umgekehrt versucht die IHK, Praktika hierzulande an Lehrlinge aus dem Ausland zu vermitteln.
  

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...und Einzelhandelsazubi Stephanie Klempin. FOTOS: PRIVAT/DPA

Bezuschusst werden die Auslandsaufenthalte oft durch das Erasmus-Förderprogramm der Europäischen Union, wobei Wünsche des Unternehmens berücksichtigt werden, in denen die Azubis beschäftigt sind. Für Auslandszeiten weltweit gibt es ebenso Förderinstrumente.

„Die Praktika werden für immer mehr Firmen ein entscheidendes Instrument, um auf dem Ausbildungsmarkt zu punkten und auch die Lehrlinge frühzeitig auf Tätigkeiten im internationalem Umfeld vorzubereiten“, sagt Karin Bethke, Mobilitätsberaterin der IHK. Das Berufsbildungsgesetz ermöglicht es, mit Zustimmung und Mitsprache der Betriebe für die meisten Sparten Teile der beruflichen Ausbildung im Ausland durchzuführen. In Brandenburg sind sämtliche Kammern teils mit Mobilitätsberatern an dem „Berufsbildung ohne Grenzen“ genannten bundesweiten Projekt beteiligt.

Stephanie Kemplin hatte sich bei ihrem Praktikum im Mai in einem Shopping-Center auf Malta einem Team angeschlossen, das für Molkereiprodukte verantwortlich ist. Sie gestaltete Regale, unterstützte beim Preismanagement und der Kontrolle von Mindesthaltbarkeitsdaten. Untergekommen war sie in einer Wohngemeinschaft.

Sandy Decker, die ebenfalls im Mai auf Vorschlag ihres Betriebs nach Österreich gegangen war, besuchte nach Kennenlernen des Straßennetzes ein Lehrlingsprojekt, bei dem es um die Außenanlagen einer Feuerwache ging. Sie gewann Einblick in Fräsarbeiten, Fahrbahnmarkieren und Asphaltierungen vor Ort. Gewohnt hat die 18-Jährige in einer Gastfamilie. Beide hatten genügend Gelegenheit, über das Praktikum hinaus kulturelle Gegebenheiten im Gastland kennenzulernen.

Info www.ihk-potsdam.de

Praktika im Ausland sollten vier Wochen dauern

Viele Wege führen zum Auslandspraktikum. Teils werden sie von Oberstufenzentren organisiert, teils sind sie auch auf Wunsch ausbildender Unternehmen möglich.

Existieren keine Kontakte zu Partnern im Ausland, helfen Industrie- und Handelskammern wie die IHK Potsdam bei der Organisation. Den Firmen entstehen keine Kosten.

Über die Dauer entscheidet das Unternehmen. Empfohlen sind aber vier Wochen nach der Zwischenprüfung.

Förderungen gibt es über die EU und andere Verbünde. Nach der Zustimmung der Firma wird die Förderung über Stipendien vom Auszubildenden selbst beantragt. Sie decken aber nicht sämtliche Kosten.

Gutes Leben für wenig Geld

So kommen Auszubildende mit ihrer oft noch spärlich bemessenen Vergütung aus

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Wer seine Wege per Rad erledigt, spart. FOTO:EMILY WABITSCH/DPA

Die Ausbildungsvergütung ist für die meisten das erste eigene Geld. Das fühlt sich gut an, auch wenn es für keine großen Sprünge reicht. Und wer es sich gut einteilt, kann sogar ganz gut damit leben. Hier ein paar Tipps, wie es gelingen kann, mit einem geringen Budget zu haushalten.

- Die wichtigste Regel heißt: Fixkosten in Grenzen halten. Miete und Nebenkosten, Handyvertrag, Abos und Beiträge gehen regelmäßig vom Konto ab und schmälern die Summe, die frei verfügbar ist. Wer für diese Dinge mehr ausgibt, als er sich leisten kann, kann auf keinen grünen Zweig kommen. Wer noch bei seinen Eltern wohnt, kommt am günstigsten weg. Ist das nicht möglich, kann ein Lehrlingswohnheim oder eine Wohngemeinschaft eine gute Alternative sein. Mancher Betrieb hilft bei der Wohnungssuche.

- Wie teuer eine Wohnung ist, hängt nicht nur von der Miete ab, sondern auch von den Nebenkosten. Hohe Heizkosten oder ein hoher Stromverbrauch gehen schnell ins Geld. Bei den Energiekosten lässt sich auch mit ein paar Tricks sparen. Hinter einer schlecht isolierten Wohnungstür kann man einen großen Vorhang anbringen, vor die ziehende Balkontür legt man am besten eine Stoffrolle. Und in einer Wohngemeinschaft mit drei Personen reicht ein Kühlschrank, zur Not mit beschrifteten Regalen.

- Beim Smartphone: Auf jeden Fall eine günstige Flatrate wählen und keine teuren Zusatzangebote buchen. Manches gibt es auch kostenlos, zum Beispiel Bücher, Filme und Computerspiele in der örtlichen Stadtbibliothek. Auch ein Spieletreff mit Doppelkopf oder Brettspielen kann viel Spaß machen – und ist sehr viel billiger als ein Kinoabend mit Popcorn und Softdrink.

- Ein großer Kostentreiber sind Verkehrsmittel. Autos sind Maschinen zum Geldverbrennen, während die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel in Berlin-Brandenburg durch das neue Azubi-Abo mit 365 Euro im Jahr überschaubar sind. Am besten dran ist, wer zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren kann. Zur Familienheimfahrt sind Mitfahrbörsen besonders günstig.

- Ansonsten: Billige Kleidung gibt es im Secondhand-Laden oder im Schlussverkauf. Wenn der Betrieb keine Kantine hat, ist günstiges Essen eventuell in einer Uni-Mensa oder öffentlichen Kantine in der Nähe zu haben. Imbiss-Verpflegung dagegen ist auf Dauer weder gesund noch preisgünstig. Da ist es besser, selbst zu kochen. Nudeln mit Tomatensoße oder Kartoffeln mit Spinat (aus der Tiefkühltruhe) und Ei sind einer guter Einstieg für Neulinge am Herd.

- Auch wenn es verlockend klingen kann: Von kreditfinanzierten Anschaffungen sollte jeder Azubi die Finger lassen und auch ein von der Bank eingeräumter Dispo sollte nicht genutzt werden. Wer wenig Geld verdient, kommt aus den Miesen nur schwer wieder raus. Wer dagegen sparsam wirtschaftet, kann sich am Monatsende vielleicht auch einmal etwas Besonderes gönnen, einen Kinoabend mit Freunden etwa. net

Wenn Arbeit die Psyche verbrennt

Immer mehr Berufstätige fühlen sich depressiv und ausgebrannt. Die Zahl der sogenannten Burnout-Fälle steigt drastisch an. Das hat jetzt auch eine Studie der KKH Kaufmännische Krankenkasse ergeben. Eine aktuelle Auswertung der Dekade zwischen 2007 und 2017 hat mehr als eine Verdopplung der diagnostizierten Fälle eines Burnout-Syndroms unter den Versicherten ergeben.

Besonders betroffen sind Berufstätige älterer Generationen und kurz nach Renteneintritt: So registrierte die KKH bei den 50- bis 69-Jährigen nicht nur die meisten Burnout-Fälle, sondern auch den größten Anstieg um rund 170 Prozent, bei den Männern sogar um rund 260 Prozent.

Die Gründe dafür sind vielfältig. „Unter anderem können chronischer Stress sowie Überbelastung in Beruf und Privatleben, aber auch Arbeitssucht zu einem Burnout-Syndrom führen“, erläutert Jana Acker, KKH-Expertin für betriebliches Gesundheitsmanagement.