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Robert Heyn aus Hennigsdorf : "Jedes Stück hat seine eigene Geschichte"

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Robert Heyn ist begeisterter Knochenschnitzer, auch Hörner verarbeitet er sehr gern. FOTOS: STEFAN BLUMBERG, PRIVAT, STOCK/EKH-PICTURES (2), ADOBE ADOBE STOCK/KAI

Rinderknochen sind sein Arbeitsmaterial: Robert Heyn ist aus Passion Knochenschnitzer und möchte so viel wie möglich mit traditionellem Werkzeug bauen

Rinderknochen. Sie sind sein Arbeitsmaterial, wenn er schnitzt. Hüfte, Schulterblatt, Wirbel, Schädel oder Röhrenknochen. Er nennt es auch Suppenknochen. Auch Abwurfstangen (Geweih) gehören dazu. Aus allem lässt sich etwas machen. Robert Heyn hat sich der Knochenschnitzerei verschrieben. Es ist sein Hang zur Natur, der auch auf diesem Gebiet deutlich wird. Sein Hang zum Traditionellen. Und sein Hang zur Arbeit mit den Händen. Was dabei herauskommt, sind vor allem Gebrauchsgegenstände. Nadeln zum Häkeln, Kämme, Dosen, Schmuck, Messergriffe, Knöpfe, Taschenverschlüsse, Spindeln. Es lässt sich ganz viel aus Knochen herstellen", sagt der Hennigsdorfer.

Seine Werkstatt ist hinterm Haus in Hennigsdorf-Nord, sein Rückzugsort. Das Werkzeug: Alles ohne Kabel", sagt er. Denn der gelernte Werkzeugmacher legt Wert darauf, dass auch der Herstellungsprozess nach historischer Art vonstatten geht. Eine handbetriebene „Bohrmaschine" könne man sich schon mal selbst bauen. Auch Messer und Spitzen, mit denen man Muster, Zeichen oder Ornamente in das Material ritzt.

"Ich möchte so viel wie möglich mit traditionellem Werkzeug bauen."
Robert Heyn, Hennigsdorf

,,Ich möchte so viel wie möglich mit traditionellem Werkzeug bauen", so der 53-Jährige. Ganz ohne gekaufte Dinge wie Säge, Feile oder Handhobel gehe es nicht. Aber der Baumarkt um die Ecke sei nicht sein permanenter Anlaufpunkt.

Robert Heyn verwendet fast ausschließlich Rinderknochen, mitunter auch Überbleibsel anderer Tiere (Rentier). Die Rinderknochen seien noch am ehesten zu bekommen, auch wenn nicht ganz einfach. In der Regel erhalte er die von Leuten, die privat schlachten. Oder von Mitarbeitern der Forst sowie Jäger. Er kauft auch Knochen, um sie weiterzuverarbeiten. Zunächst müssten sie abgeschält und ausgekocht werden. Dann könne es losgehen. Unterschiedliche Tiere, unterschiedliche Knochenbeschaffenheit. So hätte das Rentier eher eine geschlossene Struktur, bei Rinderknochen sei das nicht so.

Der in Vehlefanz aufgewachsene Robert Heyn schnitzt seit 18 Jahren vor allem, weil er Spaß daran hat. Und auch, weil die Leute seine Arbeit wertschätzen. Das bekommt er besonders auf Märkten mit, die er regelmäßig mit seinem Stand bereichert; wie zuletzt den Hennigsdorfer Kunsthandwerkermarkt. Mit meiner Frau mache ich zum Jahresanfang einen Plan, wohin wir fahren", sagt Robert Heyn. Da sind solche Orte und Feste wie das Mühlenfest in Vehlefanz oder das Oberkrämerwaldfest dabei. Es zieht sie aber auch in Orte außerhalb Oberhavels und außerhalb Brandenburgs. Interessant seien für ihn Mittelaltermärkte oder Ritterfeste. Zu einigen wird der Knochenschnitzer sogar eingeladen. Zum ersten Mal auf einem Markt standen die Heyns vor zehn Jahren beim Erntedankfest in Hennigsdorf.

"Mit meiner Frau mache ich zum Jahresanfang einen Plan, wohin wir fahren."
Robert Heyn, Knochenschnitzer

Der Verkauf von seinen Produkten sei ein angenehmer Nebeneffekt. „Aber ich muss davon nicht leben." Vielmehr schätzt er, dass er mit Gleichgesinnten ins Gespräch kommt. Das ist das, was mir Spaß macht."

Das Interesse an seinen Kunstwerken ist groß. So manches Stück landete inzwischen in anderen Ländern: Island, Frankreich, Litauen, Norwegen. Er produziert hin und wieder auf Bestellung, wie unlängst für Freunde ein Behältnis aus einem Horn. Wenn der als Schweißer und Schlosser tätige Hennigsdorfer in seiner Werkstatt an dem nächsten Kunstwerk arbeitet, dann wird das keine Serienproduktion sein. Er lässt sich auf das Material ein und darauf, was ihm in den Sinn kommt. ,,Damit hat jedes Stück seine eigene Geschichte."

Stefan Blumberg