E-Paper
Anzeige
Gesundheit & Pflege

„Kälte als Auslösefaktor“

„Kälte als Auslösefaktor“ Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Bei Kälte steigt die Gefahr für Herzinfarkte. foto: Adobe Stock/LeArchitecto; dp

Attraktivere Ausbildung gefordert

Wenn im Winter die Temperaturen gesunken sind, steigen bei vielen Menschen die Cholesterinwerte und damit die Risiken für Herzinfarkte. Wir sprachen über dieses besonders für Brandenburg wichtige Phänomen mit Peter Klein-Weigel, Chefarzt der Klinik für Angiologie am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam und Vorstand der Lipidinitiative Brandenburg, die sich mit der starken Verbreitung kardiovaskulärer Erkrankungen im Land beschäftigt.Die Lipidinitiative Brandenburg wurde im vergangenen Jahr gegründet. Aus welchem Grund?Peter Klein-Weigel: In allen Industriestaaten sind kardiovaskuläre, also Herz und Blutgefäße betreffende Erkrankungen die häufigsten Todesursachen. Ein Vergleich der Sterbestatistiken zeigt aber, dass zwischen dem Flächenstaat Brandenburg und dem Stadtstaat Berlin sehr große Unterschiede bestehen. So lag 2018 und 2019 diese Sterblichkeit pro 100 000 Einwohner in Brandenburg um mehr als 50 Prozent höher als in Berlin. Unser Ziel ist die Verbesserung vorbeugender medizinischer Maßnahmen im Land, um die Unterschiede langfristig zu beseitigen. Wir konzentrieren uns auf erhöhte Blutfettspiegel-, also Lipidwerte und deren Cholesterinanteile.

Der Internist Peter Klein-Weigel weiß um das besondere Risiko bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Winter

Womit könnten die hohen Sterberaten zu tun haben?

In erster Linie denkt man vielleicht an die unterschiedliche Altersstruktur der Bevölkerungen. Aber es gibt weitere Unterschiede, wie die Arztdichte oder die Ausrüstung mit Hochleistungsmedizinzentren, die in Berlin höher ist. Sicherlich spielen aber auch andere Faktoren wie der Vernetzungsgrad der Ärzte untereinander eine wichtige Rolle.

Als ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen gilt auch die Witterung. Warum?

Kälte ist schon lange als Auslösefaktor für Angina pectoris-Anfälle, also akute Durchblutungsstörungen des Herzens und Herzinfarkte bekannt. Der Kältereiz verengt die Herzkranzgefäße und vermindert die Herzmuskeldurchblutung, ferner erhöht Kälte den Gefäßwiderstand, gegen den das Herz anarbeiten muss, was die Belastung erhöht. Das Infarktrisiko scheint aber auch bei höheren Temperaturen zu steigen. Das ist bezüglich des Klimawandels wichtig.

„Kälte als Auslösefaktor“-2
Peter Klein-Weigel, EvB. Foto: EvB

Was hat das „schlechte“ Cholesterin damit zu tun?

Es besteht eigentlich kein Zweifel mehr, dass Cholesterin und hier speziell der LDL-Anteil weltweit den stärksten Risikofaktor für das Auftreten eines ersten Herzinfarktes darstellt. Es konnte ferner gezeigt werden, dass die radikale Absenkung des Cholesterinspiegels kardiovaskuläre Ereignisse, also Herzinfarkt, Schlaganfall oder Beinarterienverschluss mindert und die zugrundeliegende Erkrankung, die Arteriosklerose, teils rückgängig machen kann.

Die Cholesterinwerte im Blut sollen im Winter besonders hoch sein. Wieso eigentlich?


Diese Unterschiede könnten etwa durch jahreszeitlich andere Ernährungsgewohnheiten wie fettere Nahrung im Winter hervorgerufen werden oder durch weniger körperliche Aktivität. Die beobachteten jahreszeitlichen Unter schiede der Cholesterinkonzentration waren aber nicht besonders hoch und vor allem bei Patienten mit zu hohem Cholesterinspiegel relevant.

Steigert neben der Ernährung auch Bewegungs- und Lichtmangel die Cholesterinwerte?

Bewegung und Sport haben in der Tat Einfluss auf den Blutfettstoffwechsel, vor allem bei hohen körperlichen Belastungen. Bewegungsmangel in der kalten Jahreszeit durch weniger Freizeitaktivitäten ist somit ein Faktor, der die Unterschiede der Cholesterinkonzentrationen erklären könnte. Es ist ferner vermutet worden, dass Sonnenlicht Einfluss auf den Cholesterinspiegel hat, also in der dunklen Jahreszeit weniger Vitamin D, dafür mehr Cholesterin synthetisiert wird. Die klinische Bedeutung der Befunde ist noch unklar. Die Initiative setzt auch auf cholesterinbewusste Ernährung.

Wie könnte die aussehen?

Die Ernährungsanalyse und -umstellung spielt eine nicht unerhebliche Rolle in der Behandlung. Hier kommt es nicht nur auf Quantitäten, sondern auch auf Qualitäten an. Eine gesunde und das kardiovaskuläre Risiko mindernde Diät achtet nicht nur auf Cholesteringehalte, sondern hat viele andere Faktoren wie den Brennwert, Vitamine, Antioxidantien, die Qualität der aufgenommenen Fette und Öle, den Ballaststoffanteil im Blick. Wir kooperieren daher eng mit einer Ernährungsberaterin und werden diese Zusammenarbeit noch auf weitere Gruppenangebote ausdehnen. Interview: Gerald Dietz

Info lipidinitiative-brandenburg.org

Pflegekräfte nötig

Attraktivere Ausbildung gefordert

Der Bedarf an zusätzlichen Pflegekräften wird wohl noch höher ausfallen als bislang erwartet. Bis zum Jahr 2030 sollen bei konservativen Annahmen mehr als 180 000 Pflegekräfte zusätzlich gebraucht werden. Ein Grund dafür ist, dass es dann mit insgesamt rund sechs Millionen über eine Million mehr Pflegebedürftige als bislang angenommen geben wird. Das geht aus Berechnungen der Barmer-Krankenkasse hervor.

Demnach werden zwar in weniger als zehn Jahren knapp drei Millionen Pflegebedürftige ausschließlich von ihren Angehörigen gepflegt und damit rund 630 000 mehr als im Jahr 2020.

Gleichzeitig werde es aber insgesamt eine Million vollstationär und 1,17 Millionen durch ambulante Pflegedienste versorgte Menschen geben. Dies entspricht einem Anstieg um gut 200 000 Betroffene (+26 Prozent) in Pflegeheimen und 165 000 Personen, die ambulant versorgt werden (+16 Prozent).

Vor diesem Hintergrund fordert die Krankenkasse vor allem eine attraktivere Ausbildung, um mehr Nachwuchs für die Pflege zu gewinnen. gd