Bei oft schleichend beginnendem Pflegebedarf gilt es, eine Menge Fragen zu klären - sowohl für die Betroffenen selbst als auch für Angehörige und Freunde, die unterstützend zur Seite stehen wollen. Dazu gehört auch die Entscheidung, ob die eigene Wohnung, ein Heim oder andere mögliche Wohnstätten wie Pflege-Wohngemeinschaften das künftige Zuhause sein sollen und wie sich die Finanzierung gestalten könnte. Da ist guter Rat gefragt.

- Pflegeberatung: Unterstützung liefern in vielen Länder mittlerweile etablierte Pflegestützpunkte. Orientierung bei den Anlaufstellen bietet die bundesweite Datenbank der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (www.zqp.de/beratung-pflege ). Ein in den Stützpunkten erstellbarer individueller Versorgungsplan erfasst erforderliche Sozialleistungen und gesundheitsfördernde, präventive, rehabilitative sowie sonstige medizinische, pflegerische und soziale Hilfen. Hinzu kommen zahlreiche kommunale Senioren- oder Pflegeberatungsstellen und Pflegetelefone etwa des Bundesfamilienministeriums (030/20179131 und info@wege-zur-pflege.de). Zudem gibt es zahlreiche Internetportale unter anderem auch der Verbraucherzentrale Brandenburg (www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/wissen/gesundheitpflege ).
- Pflege zu Hause: Die derzeit in Brandenburg am häufigsten zum Zuge kommende Variante ist die Pflege zu Hause - Tendenz steigend. 2030 werden wohl über die Hälfte der Pflegebedürftigen in Brandenburg - dann weit mehr als 110 000 von en Angehörigen gepflegt. Davon geht die Barmer-Krankenkasse im jüngsten Pflegereport aus. Oft werden ambulante Pflegedienste hinzugezogen. Oder Betroffene und Angehörige versuchen eine 24-Stunden Pflegekraft zu organisieren.
- Betreuung mit Pflegedienst: Werden Angehörige im eigenen Haushalt gepflegt, kann Unterstützung durch geschulte Pflegekräfte nötig werden. Ambulante Pflegedienste bieten neben körperbezogenen Pflegemaßnahmen und der abhängige Hilfe bei der Haushaltsführung zusätzlich andere Betreuungsmaßnahmen an. Finanzielle Unterstützung gibt es durch das vom Pflegegrad Pflegegeld. Hinzu kommen andere finanzielle Hilfen. Beratungsmöglichkeiten gibt es unter anderem bei den Pflegestützpunkten oder über die Verbraucherzentrale.
- Heimpflege: Bei zahlreichen zu Betreuenden ist die Pflege in der eigenen Wohnung nicht mehr möglich. Hier gibt es die unterschiedlichsten Angebote der Heimpflege, differenziert nach individuellem Bedarf, Anspruch oder aber der Region. Wenn ein Pflegegrad vorliegt, übernimmt die Pflegeversicherung anteilig die Pflegekosten. Gelder für Unterkunft, Verpflegung und die Investitionskosten müssen selbst getragen werden.
- Betreutes Wohnen: Neben Heimen gibt es andere Wohnformen, in denen Menschen Unterstützung finden, die unterschiedliche Gestaltungen der Betreuung benötigen. Das Portal pflegemarkt.com etwa zählt in Brandenburg knapp 400 derartige Projekte.
- Seniorenwohngemeinschaf: Eine Form betreuten Wohnens sind Seniorenwohngemeinschaften, in denen sich Menschen eine Wohnung oder ein Haus teilen. Pflegebedürftige werden durch Pflegedienste betreut. Gerald Dietz
Fülle finanzieller Hilfen

In der Pflege gibt es außer dem monatlichen sich nach dem Pflegegrad richtenden Pflegegeld ein Fülle weiterer Hilfen.
So stehen Pflegesachleistungen zur Verfügung oder bei Verhinderung betreuender Angehöriger Kurzzeitpflege-Möglichkeiten.
Darüber hinaus gibt es Entlastungsbeträge, Gelder für Hilfsmittel oder zur Wohnumfeldverbesserung. Gesonderte Mittel werden auch geboten, wenn Nachtpflege nötig ist.
Kurse und Austausch sowie Pausen
Angehörige sollten auf sich achten
Waschen, zuhören, einkaufen, Medikamente vorbereiten: Pflege umfasst viele Aufgaben - und einen richtigen Feierabend gibt es oft nicht. Pflegende Angehörige sollten so gut wie möglich auf sich achten", sagt Daniela Sulmann, Geschäftsleiterin des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP).
Was pflegenden Angehörigen guttut, ist dabei ganz individuell. Ob es der Sportkurs ist, regelmäßige Theaterbesuche oder das Treffen mit dem Freundeskreis: Wichtig ist, dass Pflegende diese Aktivitäten in ihrem Alltag beibehalten, so Sulmann.
Spezielle Entlastung kann laut dem ZQP auch ein Pflegekurs schaffen. Dort lernen Pflegende zum Beispiel, wie sie ihren Rücken schonen oder besser mit Demenzkranken umgehen können. Die Kosten für einen solchen Kurs gemeinhin die Pflegeversicherung.
Auch der Austausch mit anderen Pflegenden in einer Angehörigengruppe kann guttun. Pflegende Angehörige sollten zudem nicht zögern, sich zu ihrer individuellen Situation intensiv beraten zu lassen.
Sulmann weist auf die gesetzlich geregelte Pflegeberatung hin, die kostenlos ist. Adressen bekommen Angehörige über die Pflegekasse, die private Pflegeversicherung oder die Beratungsdatenbank des ZQP.
Mehr staatliche Hilfe nötig
Pflegeorganisationen fordern mehr öffentliche Unterstützung in der Pflege unter anderem, um persönliche Beratung für betreuende Angehörige zu ermöglichen. Auftauchende Konflikte seien oft ein Zeichen von Überforderung, sagt Ludwig Frölich vom Arbeiter-Samariter-Bund.
Vier von fünf Pflegebedürftigen in Deutschland werden laut Statistischem Bundesamt zu Hause versorgt, meist von pflegenden Angehörigen. Die Belastung für Angehörige kann generell sehr hoch werden - es muss etwas passieren", so Frölich.
Die Zahl pflegebedürftiger Menschen wird laut jüngstem Barmer-Pflegereport in den kommenden Jahren rasant steigen. Sind demnach derzeit 4,5 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig, werden es im Jahr 2030 bereits rund sechs Millionen Menschen sein.
Roboter im 5G-Netz
Der soll Mobilfunkstandard 5G zum Kommunikationskanal für Serviceroboter etwa in der Pflege werden. Kürzlich auf der Hannover Messe vorgestellte Modelle für einfache Assistenzaufgaben bewegen sich autonom und ohne Einzelsteuerung im 5G-Netz, das auch zur Übertragung von über Kameras und Sensoren aufgenommene Daten genutzt wird.