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Gemeinsam durch die Krise

Der Herrenladen Kyritz: „Wir sind immer hoffnungsfroh“

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Anna-Barbara und Rolf Eggeling vom Bekleidungsgeschäft „Der Herrenladen“ in Kyritz. 

Kyritz. Der Alltag in den vergangenen Wochen war für Anna-Barbara Eggeling überschaubar. „Es gab telefonische Bestellungen, sodass ein wenig zu tun war. Aber nicht jeden Tag“, sagt die Inhaberin des Geschäftes von „Der Herrenladen“ in Kyritz; ein kleines Herrenbekleidungsgeschäft in der Hamburger Straße.Die Corona-Pandemie hatte auch sie gezwungen, ihren Laden zu schließen. Wochenlang ging nichts. Fast nichts. Bis auf jene wenigen Bestellungen.

Das kleine Bekleidungsgeschäft „Der Herrenladen“ in Kyritz trotzt in der sonst umsatzstärksten Zeit der Corona-Krise

Anna-Barbara Eggeling hatte unter anderem auf dem Hilfsportal „MAZ – zusammen stark“, das wegen der schwierigen Bedingungen in Corona-Zeiten aus dem Boden gestampft worden war, mit dieser Botschaft auf die dramatische Situation aufmerksam gemacht: „Wir sind ein kleines Unternehmen. Die monatlichen Einnahmen unseres Geschäftes decken meistens gerade so unsere anfallenden Kosten.“

Als der Erlass kam, dass die Läden vorübergehend geschlossen werden müssten, informierte sie ihre Kunden per Aushang im Schaufenster darüber. „Von einer Unterstützung, um das Geschäft am Leben zu erhalten, habe ich nicht viel gespürt. Das kann man aber auch niemandem verdenken. Jeder hat in dieser Zeit mit sich zu tun.“

"Richtig schlimm wäre es erst, wenn alles wieder von vorn losgehen würde."

Anna-Barbara Eggeling
Inhaberin „Der Herrenladen

Die Eggelings – Ehemann Rolf arbeitet mit und ist zudem Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Kyritzer Gewerbe – leben von den Stammkunden, Laufkundschaft und von Touristen; die derzeit ja auch ausbleiben. Einen Online-Shop haben sie nicht. „Dann müssten wir Lagerflächen vorhalten, um größere Mengen parat zu haben. Das war für uns kein Thema.“

Also ging es in den vergangenen Wochen darum, die Durststrecke zu überwinden. Es war und ist genau die Zeit, in der es Unternehmern der Bekleidungsbranche besonders wehtut. „Die Monate März, April Mai und Juni sind bei uns die umsatzstärksten. Denn hier kommt die neue Ware auf den Markt. Bei uns macht sich das eindeutig bemerkbar“, sagt Anna-Barbara Eggeling.

Seit gut einer Woche hat der „Herrenladen“ wieder geöffnet. „An den ersten drei Tagen waren erstaunlicherweise viele Kunden da. Zumindest mehr, als ich erwartet hatte“, so die Inhaberin. Am vierten Tag, einem Samstag, sei nichts losgewesen. „Das ist der Tag, wo uns oft Touristen oder Wochenendausflügler besuchen. Aber die sind ja jetzt auch nicht da“, konstatiert Anna-Barbara Eggeling, die mit ihrem Mann 1993 nach Kyritz gekommen war und sich im Ort an der Knatter niederließ. „Es gefällt uns nach wie vor hier“, weiß sie.

Die Unternehmerin jammert nicht. Sie hat die Situation angenommen, wie sie ist. Im Kassenbereich seien Linien gezogen worden, eine Acrylglasplatte schütze Verkäuferin und Kunden. „Im Eingangsbereich steht Desinfektionsmittel. Wir weisen unsere Kunden darauf hin, es auch zu benutzen. Und einen Mundschutz tragen wir schon vom ersten Tag der Wiedereröffnung an.“ Die Masken für sich und ihren Mann hat die Chefin selbst genäht. Gleich zehn Stück. Eine hält einen Tag. Und wenn die Woche herum ist, kommen sie in die Waschmaschine. „Es ist sicherlich ein komisches Gefühl, einen Mundschutz zu tragen. Man muss sich erstmal daran gewöhnen. Ich hoffe ja sehr, dass die gesamten Maßnahmen helfen. Richtig schlimm wäre es erst, wenn die Zahl der an Corona Infizierten wieder ansteigen würde und alles noch einmal von vorn losgehen würde“, so Anna-Barbara Eggeling. „Aber daran denke ich nicht. Wir sind immer hoffnungsfroh.“ Von Stefan Blumberg