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Freie Schulen und Internate

Es ist normal, verschieden zu sein

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Schüler mit Behinderung haben oft besondere Bedürfnisse. foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Kinder mit und ohne besonderen Förderbedarf sollten gemeinsam in einer Klasse unterrichtet werden. Das sieht nicht nur die UN-Behindertenrechtskonvention so, auch eine große Mehrheit der Eltern von schulpflichtigen Kindern in Deutschland ist inklusivem Unterricht gegenüber aufgeschlossen, wie Befragungen ergaben. Viele Schulen in freier wie öffentlicher Trägerschaft engagieren sich in besonderem Maße für Inklusion. Das Konzept Schule für alle ist allerdings nicht immer einfach zu verwirklichen, wenn Lehrplänen nachgekommen werden muss und für Bildungsabschlüsse formale Kriterien zu erfüllen sind.Die Brandenburger Landesregierung will gemeinsames Lernen schrittweise ausbauen. „Dem Abbau von Barrieren und der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen fühlen wir uns verpflichtet“, heißt es im Koalitionsvertrag. Für das gemeinsame Lernen sollen möglichst überall geeignete Strukturen und Praktiken entwickelt werden.

Inklusion: An Freien Schulen gibt es oft gute Voraussetzungen für eine individuelle Betreuung

An der Freien Schule Angermünde beispielsweise wird Inklusion schon lange praktiziert. Derzeit haben 14 Prozent der 130 Schülerinnen und Schüler in Vorschule, Grundschule und Oberschule besonderen Förderbedarf, wie Schulleiterin Kathrin Schalitz erklärt, die selbst studierte Sonderpädagogin ist. „Bei der Einschulung müssen die Bedürfnisse des Kindes sehr genau geklärt werden“, sagt Schalitz. Nicht jedes Kind könne einfach aufgenommen werden. Rollstuhlgerecht beispielsweise werde die Freie Schule Angermünde erst im Verlauf des Jahres 2022 sein. Bisher werden vor allem Kinder mit Autismus, Lernbehinderung und sozio-emotionalem Förderbedarf aufgenommen. Es gibt Schulbegleiter, die je nach Bedarf stundenweise einspringen oder ständig präsent sind.

Für eine Schule, die sich der Montessori-Pädagogik verbunden fühle, ist es aus Sicht von Kathrin Schalitz naheliegend, der Inklusion einen großen Raum zu geben. Schließlich hat Maria Montessori ihren pädagogischen Ansatz in den 1890er Jahren in der Arbeit mit Kindern mit geistiger Behinderung entwickelt. „Es ist normal, verschieden zu sein“, diesen Satz des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker sieht die Schule als ihr Motto an. Und verfolgt den Ansatz, für jede Schülerin und jeden Schüler, ob mit oder ohne Förderbedarf, die passenden Angebote machen zu können. Hilfreich ist es da unter anderem, dass die Schulbegleiter direkt vom Trägerverein angestellt werden können. Ulrich Nettelstroth