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Stille Tage des Gedenkens - Potsdam

Ende und neuer Anfang

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Symbole wie dieser Engel auf dem Südwestfriedhof in Stahnsdorf spenden Trauernden Trost. FOTOS: DPA

Bestatter setzen auf Ausbildung

Von Ulrich Nettelstroth Wenn es einen Monat gibt, der sinnbildlich für das Ende des Lebens und den Abschied steht, dann ist es der November. Im November verlieren die Bäume ihre Blätter, die meisten Herbstblumen verblühen, die Sonne macht sich rar. Das Kirchenjahr kommt an sein Ende, um mit dem ersten Adventssonntag neu zu beginnen. In diese Zeit haben nicht nur die christlichen Kirchen das Gedenken an die Toten gestellt. Auch Menschen ohne eine konfessionelle Bindung, die in Brandenburg wie in den übrigen ostdeutschen Bundesländern ja die Mehrheit stellen, denken in den dunklen Wochen in besonderem Maße an ihre Verstorbenen. So hat sich beispielsweise der ursprünglich katholische Brauch, im November Grablichter auf den Friedhöfen aufzustellen, inzwischen auch hier verbreitet.

Gedenktage im Spätherbst erinnern an Vergänglichkeit des Lebens


Schon mit dem Beginn des Monats haben die katholischen Erinnerungstage Allerheiligen und Allerseelen die Reihe der Gedenktage eröffnet. Die evangelische Kirche begeht ihren eigenen Tag zur Erinnerung an die Verstorbenen, den Toten- oder Ewigkeitssonntag, immer eine Woche vor dem 1. Advent. Im Jahr 2018 fällt der Totensonntag auf den 25. November. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. hatte den Gedenktag 1816 festgelegt. Zum einen ging es darum, an die Toten der Befreiungskriege gegen Napoleon zu erinnern, die ein Jahr zuvor mit der Schlacht von Waterloo ihr Ende fanden. Zum anderen stand der Monarch ganz persönlich unter dem Zeichen der Trauer um seine jung verstorbene Gattin, die auch im Volk beliebte Königin Luise.

Bereits eine Woche vor dem Totensonntag steht mit dem Volkstrauertag ein staatlicher Gedenktag im Kalender. In diesem Jahr fällt er auf den 18. November und steht unter dem Zeichen des Ersten Weltkriegs, dessen Ende sich zum 100. Mal jährt. Fast zehn Millionen Soldaten, vor allem aus Frankreich, Großbritannien und Deutschland, waren von 1914 bis 1918 in den Schützengräben des Stellungskriegs gestorben. Unter dem Eindruck dieses unfasslichen Leids wurde ab den 1920er Jahren mit dem Volkstrauertag an die Toten erinnert. In der NS-Zeit zum Heldengedenktag umgedeutet, wird der Volkstrauertag nach dem Zweiten Weltkrieg auch dem Gedenken an die Opfer der Gewaltherrschaft gewidmet.

Im Land Brandenburg findet die zentrale Veranstaltung bereits am Sonnabend, dem 17. November, im Dom zu Brandenburg/Havel statt. Der Alt-Bischof und frühere Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland Wolfgang Huber wird die Gedenkrede halten, die sich dem Jahrestag des Kriegsendes widmet. Danach wird es eine Kranzniederlegung für die Toten von Krieg und Gewaltherrschaft auf dem Marienberg geben. Das zentrale Gedenken am Sonnabend ist nur der Auftakt für etwa 350 Veranstaltungen, die am Sonntag, dem eigentlichen Volkstrauertag, im ganzen Land stattfinden werden, sagt Oliver Breithaupt, Geschäftsführer des Brandenburger Landesverbands des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Der Volksbund kümmert sich seit 1919 als humanitäre Organisation um den Erhalt der Kriegsgräber im In- und Ausland.

Bestatter setzen auf Ausbildung

Bestatter setzen in ihrer Branche in besonderem Maße auf Aus- und Fortbildung, so der Bundesverband Deutscher Bestatter. Im aktuellen Ausbildungsjahr haben zum ersten Mal über 200 junge Männer und Frauen die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft begonnen. Anders als in anderen Branchen gebe es für Bestattungsunternehmer keine Probleme, Auszubildende zu finden, so Verbandschef Stephan Neuser. Im Rahmen der dreijährigen Ausbildung lernen sie einen oder mehrere Bestattungsunternehmen als Ausbildungsbetrieb kennen, besuchen die entsprechenden Fachklassen einer Berufsschule und werden schließlich auch im Bundesausbildungszentrum der deutschen Bestatter unterrichtet. Wer den Bestatterberuf anstrebt, bringt neben handwerklichem Geschick möglichst auch menschliche und trauerpsychologische Kompetenz mit. Auch Kenntnisse der rechtlichen Rahmenbedingungen gehören dazu.

Auch nach Erreichen der Berufsqualifikation werde durch berufsbegleitende Fort- und Weiterbildungen sichergestellt, dass die Qualität im Bestattungsgewerbe gesichert sei, betont Verbandschef Neuser.

Nicht nur Moos und grüne Zweige

Für die Wintermonate gibt es verschiedene Möglichkeiten der Grabgestaltung

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Der Kranz ist auf dem Friedhof beliebt, denn er ist ein Symbol für Unendlichkeit und ewiges Leben. FOTO: BDF

Auch im Herbst ist mit ein wenig Mühe eine ansprechende Gestaltung der Grabstätte möglich. Solange der Boden noch warm ist, wird das Grab möglichst noch nicht mit Moos und immergrünen Zweigen zugedeckt. In diesen Tagen bieten Astern, Chrysanthemen, Herbst-Anemonen, Alpenveilchen und winterharte Fetthennen attraktive Blüten.

Immer schön, aber insbesondere im Herbst geeignet sind Pflanzen mit schmückenden Blättern, zum Beispiel das Purpurglöckchen. Als herbstliche Trendpflanze für 2018 hat die Gesellschaft deutscher Friedhofsgärtner den Enzian ausgerufen. „Der Enzian symbolisiert Liebe und Treue“, erklärt die Vorsitzende Birgit Ehlers- Ascherfeld. „Die meist blauen, aber auch weißen Blüten zeigen sich im Herbst bis zum Frost.“ Christrosen schließlich setzen auf dem Grab Akzente und blühen während der gesamten Advents- und Weihnachtszeit. Gärtner nutzen auf dem Friedhof gerne Arrangements von Pflanzen mit starkem Symbolcharakter. „Egal, ob als Bepflanzung oder in Form von Gestecken, Kränzen oder Sträußen – sie alle sind ein sichtbares Zeichen des Gedenkens, der Dankbarkeit und der Verbundenheit“, erklärt Ehlers-Ascherfeld. Beliebt sind vor allem zwei Symbole, das Herz für die Liebe und das Kreuz für Glauben. Auch der Kranz gilt nicht nur direkt für die Trauerfeier als beliebtes Zeichen. Er spiegelt den Kreislauf des Lebens wider und ist zugleich ein Zeichen für Hoffnung, das ewige Leben und die Unendlichkeit – ohne Anfang und ohne Ende.

Wenn es im Verlauf von Spätherbst und Winter kälter wird, kann die Bepflanzung mit immergrünen Zweigen abgedeckt werden. Sie lassen sich einfach auflegen oder auch dekorativ in die Erde stecken, da die Winterbedeckung nicht nur schützt, sondern auch schmückt. net

Führung über den Friedhof

Friedhofsgeflüster – unter diesem Stichwort führt die Kunsthistorikerin Anja Kretschmer in Potsdam regelmäßig Führungen über den Neuen Friedhof an der Heinrich-Mann-Alle an. Das nächste Mal ist es am 30. November um 17 Uhr so weit. Treffpunkt ist der Eingang an der Heinrich-Mann-Allee. „Rund um die Leiche“ ist das Thema. Anja Kretschmer erzählt Wissenswertes über Leichenwachen, Leichenraub und Leichenfett und führt damit zurück in eine Zeit, in der der Umgang mit Verstorbenen noch inniger war als heute, aber auch furchtsamer. Sie erläutert, wie die damalige Trauerkultur aussah, warum Totenwache gehalten wurde und was man damals aus den toten Körperteilen noch fertigte. Um Anmeldung wird gebeten, telefonisch unter 0151/56 33 35 49 oder per E-Mail unter info@anja-kretschmer.de.