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Velten aktuell

Die Magie des Feuers

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Der gebürtige Greifswalder André Fahrig erhielt für sein Engagement die Medaille für „Treue Dienste“ in Silber. Foto: Blumberg

„Typisch Grothe!“ wird eröffnet

Velten. Wie hält man so lange durch? Da muss André Fahrig schon ein bisschen überlegen. 30 Jahre bei der Feuerwehr sind kein Pappenstiel. „Na ja, es ist wie in einer großen Familie. Man macht viel gemeinsam durch. Man verlässt sich aufeinander. Man verbringt viel Zeit miteinander“, sagt der 44-Jährige. „Andere kennen dieses Gefühl vom Rugby, Fußball oder Tennis. Nur bei der Feuerwehr hängen Menschenleben von unserer Zuverlässigkeit ab. Das schweißt zusammen.“ Das gefällt ihm, das macht Spaß. Deshalb schlägt sein Herz nach wie vor für die Feuerwehr, auch wenn inzwischen etwas anders. André Fahrig verlangsamte den Takt vor vier Jahren, wechselte in die Alters- und Ehrenabteilung. Heißt: Er fährt nicht mehr zu den Einsätzen raus. „Das hatte vor allem berufliche Gründe“, sagt der Veltener, der bei Viessmann in Berlin-Rudow (Heizung – Solar – Photovoltaik) arbeitet. Damals hatte sich der Aufgabenbereich des Schweißwerkmeisters geändert. Er trägt die Verantwortung für 174 Schweißer, bildet sie aus, nimmt Prüfungen ab. „Ich arbeite in Schichten, meine Tochter war auch da, es blieb wenig Zeit übrig. Deshalb trat ich kürzer.“Bleibt immer noch ein Vierteljahrhundert im (aktiven) Dienst. Die Zeit, die bei den „Jungen Brandschutzhelfern“ begann, hätte es womöglich gar nicht gegeben. „Da ich aber kein Talent beim Fußball hatte und mir dort eher die Beine brach, landete ich bei der Feuerwehr.“ Die ließ ihn nicht mehr los. Sie war omnipräsent. Die Sirene der Feuerwehr befand sich auf dem Dach der Schule in der Schulstraße. „Wenn Alarm ausgelöst wurde, sprangen wir nur über die Mauer an der Kirche und waren schon im Feuerwehrdepot in der Mittelstraße.“ Als er in der Heidestraße wohnte, ging es mit dem Fahrrad zum Gerätehaus. André Fahrig näherte sich dem Standort der Freiwilligen Feuerwehr der Ofenstadt; er hatte eine Wohnung in der Schulstraße/Ecke Mittelstraße und baute 2010 sein Haus direkt gegenüber der Feuerwehr. „Das war praktisch, ich war gleich vor Ort!“, sagt er schmunzelnd, auch wenn er nach seiner Trennung dort nicht mehr wohnt.

André Fahrig gehört seit mehr als 30 Jahren zur Freiwilligen Feuerwehr Velten – an vorderster Front kämpft er nicht mehr

In all den Jahren – mit 13 war er bei der „FFw“ eingestiegen – ging André Fahrig den klassischen Weg des Feuerwehrmanns: Junge Brandschutzhelfer, Truppmannausbildung, Truppführer, Gruppenführer, Zugführer. So gehörte der Hauptbrandmeister eine Zeit lang der Führungsspitze der Freiwilligen Feuerwehr Velten an. Im Gedächtnis geblieben sind ihm viele Einsätze. Die Keller brandserie in den 1990er-Jahren zum Beispiel. Der Täter (aus Velten) wurde schließlich gefasst und verurteilt. Oder Einsätze, in denen Menschenleben in Gefahr waren, vergisst er nie. Ebenso die Pöbeleien von Leuten, die sich bei einem Feuerwehreinsatz über gesperrte Straßen aufregen. Es gab auch Momente, in denen er von der Magie des Feuers beeindruckt war. „Ich erinnere mich an den Brand eines alten, abrissreifen und nicht mehr genutzten Gebäudes. Da ist man schon überwältigt von den Flammen, wie sie sich ihren Weg suchen und schaut für einen Moment zu.“

Das alles hat er jetzt nicht mehr in vorderster Front. An seiner Liebe zur Feuerwehr ändert das allerdings nichts. Er ist Mitglied der Alters- und Ehrenabteilung. Der Großteil seiner Freunde sind ebenfalls Kameraden der Veltener Wehr, die retten, bergen, löschen und schützen. Über sie ist er immer auf dem neuesten Stand, was die Feuerwehr angeht. Mit ihnen fährt er sporadisch zum Angeln an die Ostsee oder mit dem Motorrad („Ich wollte schon immer eine Harley Davidson haben, vor zwei Jahren habe ich mir diesen Traum erfüllt.“) übers Land. Seine Feuerwehrkleidung hängt fein-säuberlich im Schrank, stets griffbereit. Und wenn die Sirene ertönt, zuckt der Körper immer noch, weil er aufspringen will, um zum Einsatz zu sprinten. Diesen Job erledigen jetzt aber andere.

Von Stefan Blumberg

Keramik der Extraklasse

„Typisch Grothe!“ wird eröffnet

Velten. Die neue Kabinettausstellung „Typisch Grothe!“ im Ofen- und Keramikmuseum Velten kann kommen. „Es wird die wechselvolle Geschichte der Veltener Kunstkeramikwerkstatt und ein breites Spektrum an Keramiken aus dieser Werkstatt gezeigt“, verspricht Lars Lierow, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ofenmuseum. Das war vor einigen Wochen so noch gar nicht absehbar, denn mit einem öffentlichen Aufruf waren noch Ausstellungsstücke gesucht worden, die in der Werkstatt des Töpfermeisters und Werkstattgründers Hermann Grothe entstanden. „Wir erhielten einige Rückmeldungen und hatten Erfolg mit dem Aufruf. Sowohl Exponate als auch Geschichten, die mit Hermann Grothe zu tun haben, stehen uns zur Verfügung. Sie werden in der Ausstellung zu sehen sein“, so Lars Lierow.

Die Werkstatt ist ein Stück Veltener Kulturerbe, haben doch zahlreiche Veltener persönliche Erinnerungen an die Werkstatt und selbst solche Keramiken zu Hause, häufig private Sonderanfertigungen oder im Tauschgeschäft gegen Handwerkerdienste oder für Tomaten erworben, heißt es vom Museum.

Die Ausstellung „Typisch Grothe!“ wird zum 115. Gründungstag des Museums (7. Juli 1905) am Samstag, 8. August, 15 Uhr, im Museum (Wilhelmstraße 32/33) eröffnet. sb