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Leben vor den Toren Berlins

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Die Bahnhofstraße 1915 mit dem ersten Wohn- und Geschäftshaus der Dallgower Mitte. FOTOS: SAMMLUNG ANDREAS KRÜGER; GEMEINDE

Einen Steinwurf vom Großstadtflair entfernt

Von Natalie Preißler Dallgow-Döberitz. Der Metropole so nah und doch idyllisch: Nur wenige Kilometer vor der Stadtgrenze zum pulsierenden Berlin haben sich die knapp 10 000 Einwohner der Gemeinde Dallgow-Döberitz mit ihrem Ortsteil Seeburg ein Plätzchen fernab des Großstadttrubels geschaffen. Vereinskultur und DDR-Geschichte Hier finden sich nicht nur traditionsreiche Vereine wie der Sportverein Dallgow, gegründet 1947, bei dessen Mitgliedern das Motto „Sport in einer großen Familie“ gilt. Sondern es gibt auch den noch jungen, aber dabei mindestens genauso aktiven Seeburger Sportverein 99, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum begeht. Intensiv mit der Geschichte von Dallgow-Döberitz hat sich zum Beispiel Andreas Krüger befasst. Der 47-Jährige lebt seit 16 Jahren in der Gemeinde. In seiner Freizeit ist die Historie seines Lebens- und Wohnmittelpunktes zur Leidenschaft geworden. „Die Quellen sind vielfältig. Zum einen sind es Chroniken, aber auch Literatur, die über die Jahre über den Ort erschienen ist“, sagt Krüger.

Aus der Geschichte der Gemeinde Dallgow-Döberitz

Und auch alte Aufnahmen hat der Geschichtsfan parat. Sie zeigen das Damals und Heute der Gemeinde. „Auf dem Bild ist das erste Wohnhaus in der sogenannten Dallgower Mitte zu sehen“, erzählt er. So viel Betrieb habe es danach dort lange Zeit nicht gegeben. Heute wird in diesem Bereich dank Neubauten und der Ansiedlung von Geschäftstreibenden ein Ortskern wieder lebendig. Auch über die Transitstrecke, zu DDR-Zeiten die Fernverkehrsstraße 5, die Berlin und Hamburg verband, weiß Krüger Spannendes zu berichten. „Zum einen gab es in Dallgow für die Berliner die erste Tankstelle hinter der Grenze, wo sie günstiger tanken konnten. Und zum anderen führte die 1830/31 angelegte Hamburger Chaussee mitten durch ein militärisches Sperrgebiet.“ Für viele Transitreisende war das ein außergewöhnliches Schauspiel, bei welchem sie die bewaffneten Soldaten und Panzer auch einmal aus nächster Nähe beobachten konnten.

Vom Militärgelände zum Naturerlebnis

Heute befindet sich auf dem einstigen Militärgelände, welches rund 100 Jahre intensiv zum Beispiel als Truppenübungsplatz genutzt wurde, die Naturlandschaft „Döberitzer Heide“. Es entstand ein wildnisähnliches Naturschutz- und Naherholungsgebiet, wo Wisent, Pferd und Rothirsch zuhause sind.

Passend dazu lautete einer der ersten Beschlüsse der neuen Gemeindevertretung nach dem Ende der deutschen Teilung im Jahr 1990, den Namen der Gemeinde Dallgow in Gemeinde Dallgow-Döberitz zu ändern.

Das geschichtsträchtige Olympische Dorf, welches zu den Berliner Sommerspielen 1936 rund 3600 Menschen beherbergte, wurde dem benachbarten Elstal zugeordnet. Für die Dallgower damals ein riesiges Ärgernis und „Landraub“. Eine Gemeinde vor den Toren Berlins zu sein bedeutet, zum Speckgürtel der Hauptstadt zu zählen, aber auch, attraktiv für Gewerbe und Pendler zu sein. So profitiert Dallgow-Döberitz insofern von der Nähe zur Metropole, dass die Gemeinde stetig wächst.

Neben modernen Einkaufstempeln wie dem Havelpark kann um die Ecke ländlich gelebt werden. Und wem es zu urig wird, der ist in wenigen Minuten in Spandau.

Einen Steinwurf vom Großstadtflair entfernt

Bürgermeister Jürgen Hemberger im Kurzinterview

"Zuzug ist eine ständige Herausforderung."

Jürgen Hemberger, Bürgermeister

Leben vor den Toren Berlins-2
Jürgen Hemberger, Bürgermeister

Dallgow-Döberitz. Seit 2005 ist Jürgen Hemberger (Freie Wähler) als Bürgermeister Verwaltungschef der Gemeinde Dallgow-Döberitz. Ein Zeitrahmen, in dem sich die Gemeinde stark entwickelt hat, aber auch mit Höhen und Tiefen in puncto Leben neben dem Großstadtdschungel zu kämpfen hatte.

Im Interview gibt der 64-Jährige Rück- und Ausblicke auf das Leben, die wirtschaftliche Lage und schmiedet Zukunftspläne betreffend größerer Investitionen.

Was ist das Besondere an der Gemeinde?

Jürgen Hemberger: Dallgow- Döberitz ist direkter Nachbar zur Bundeshauptstadt Berlin und zur Landeshauptstadt Potsdam. Durch diese besondere Lage ist Dallgow-Döberitz ein hervorragender Wohnstandort.

Die ländlich geprägte Gemeinde hat die Vorteile von Natur und Ruhe. Aber auf das großstädtische Flair muss nicht verzichtet werden. Es ist nur einen Steinwurf entfernt.

Welche Entwicklungen haben Verwaltung und Einwohner in den vergangenen Jahren besonders viel Kraft gekostet?

Die Gemeinde hat sich in den letzten 25 Jahren rasant entwickelt.

Der Zuzug war und ist eine ständige Herausforderung. Im Besonderen, um die dafür nötige Infrastruktur rechtzeitig bereit zu stellen. Deshalb liegen die Hauptinvestitionen im Bereich Kindergärten und Schulen. Aber auch im Bereich Straßenbau und Feuerwehr war und ist die Gemeinde gefordert.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Dallgow-Döberitz?

Dallgow-Döberitz sollte in Zukunft etwas langsamer wachsen. Der Pendlerverkehr auf der Schiene ist schon fast am Limit und der Straßenverkehr entwickelt sich zu einem immer größer werdenden Problem. Wenn die Investitionen in Kita und Schule einmal etwas nachlassen, kann das Augenmerk mehr auf Jugend und Senioren gerichtet werden.

Welche größeren Projekte sind in naher Zukunft geplant?

Aktuell ist die Erweiterung von Hort und Schule sowie die Feuerwache in Seeburg im Bau.

Das neue Rathaus wird in den nächsten Wochen bezogen und eine neue Kita ist in Planung.

Ihre Empfehlung für Touristen in der Gemeinde Dallgow-Döberitz ist …

Für Touristen ist Dallgow-Döberitz ein idealer Ausgangsort. Natur erleben, wandern in der Döberitzer Heide oder die Landschaft mit dem Fahrrad erkunden sind genauso möglich wie das Großstadtflair zu genießen mit den vielfältigen Angeboten in Berlin und Potsdam.

Interview: Natalie Preißler