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Gemeinsam durch die Krise

Spagat zwischen Arbeit und Kindern für Brandenburger Unternehmerinnen

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Nach Feierabend kontrolliert Dagmar Köhler-Repp die Hausaufgaben ihrer Kinder. Foto: privat

Hilfe von Psychologen in der Krise

Einfach ist es nicht“, sagt Dagmar Köhler-Repp, Geschäftsführerin des Ripac-Labors in Potsdam, das veterinärmedizinische Diagnostik anbietet. Zwar ist ihr Unternehmen von der Corona-Pandemie nicht beeinträchtigt, da die Laborleistungen für Tiergesundheit nach wie vor nachgefragt sind. Aber neben ihrer Leitungsposition ist sie plötzlich auch zur Lehrerin, Kinderbetreuerin, Haushälterin und vor allem zum Organisationstalent geworden.

Zwei Unternehmerinnen berichten über ihren Alltag mit Corona-Einschränkungen

Denn während ihr Beruf ihr weiter hundertprozentigen Einsatz abverlangt, sind ihre zwölfjährige Tochter Johanna und ihr neunjähriger Sohn Fabian allein zu Haus. Denn Schule fand aufgrund der Kontaktsperren in den vergangenen zehn Wochen nicht statt. „Plötzlich ist Homeschooling angesagt und das läuft meiner Erfahrung nach ziemlich unstrukturiert ab“, sagt die Mutter. Kamen für ihren Sohn vor allem Mails mit Aufgaben in unterschiedlichen Dateiformaten an, konnte sich ihre Tochter zumindest auf einer Online-Plattform einloggen, um an den Lernstoff zu gelangen. „Am Anfang habe ich bereits morgens im Auto die ersten Anrufe meiner Kinder bekommen, die natürlich viele Fragen hatten“, schildert die Unternehmerin. Allein die verschiedenen Dateiformate vernünftig auszudrucken, habe viel Zeit in Anspruch genommen. „Morgens sprechen wir ab, was gemacht werden muss. Abends kontrolliere ich die Hausaufgaben“, beschreibt sie ihren Alltag.

Dennoch sieht sich Dagmar Köhler-Repp noch in privilegierter Situation. Ihr Mann arbeitet ebenfalls im Unternehmen, so dass man sich absprechen kann, wer wann im Dienst ist oder auch früher nach Hause geht. Außerdem ist ihre Tochter bereits in einem Alter, in dem sie auf den jüngeren Bruder aufpassen kann. Inzwischen schauen auch wieder die Großeltern vorbei. „In meinem Umfeld gibt es auch Alleinerziehende, die meinen ganzen Respekt haben. Was diese Mütter leisten, ist unglaublich“, so Köhler-Repp. Da ihre Firma als systemrelevant gilt, können Mitarbeiter mit jüngeren Kindern die Notbetreuung in Anspruch nehmen. „In meinem Fall wäre das aber Quatsch gewesen, da mein Sohn dann in den Hort gegangen, meine Tochter aber allein zu Hause gewesen wäre“, meint sie.

Geschäftsführerin Susanne Müller, die mit dem Twist4 Medienlabor in Bestensee (Dahme-Spreewald) ein Unternehmen für Veranstaltungsbedarf besitzt, kann auf keine Notbetreuung zählen. Ob ihre Firma die Krise überhaupt besteht, sei unklar. „Meine Angestellten dürfen ihre Kinder jetzt einfach mit ins Büro bringen, wenn nötig“, sagt die Mutter eines Neunjährigen. Ähnlich kreativ zeigt sich die Firmenchefin beim Sortiment: „Kurzerhand bieten wir auch Einwegmasken an.“

Dass in dieser Woche für die Kinder von Dagmar Köhler-Repp und Susanne Müller die Schulen wieder zwei Tage die Woche für einige Stunden am Vormittag geöffnet haben, ist für beide keine Entlastung. „Das erfordert viel mehr Organisation“, fasst es Müller zusammen. Auch Köhler-Repp hat weiter ein Betreuungsproblem, denn ihr Geschwisterpaar geht nicht an den gleichen Tagen in die Schule: „Meinen Sohn kann ich nicht unbeaufsichtigt allein zu Hause lassen.“ Dagmar Köhler-Repp befürchtet, dass viele Mütter auf der Strecke bleiben, weil sie jetzt schon Arbeitszeiten reduzieren, um den Spagat zwischen Arbeit, Haushalt und Kinderbeschulung überhaupt stemmen zu können. Ihr selbst hilft es, sich im Verband deutscher Unternehmerinnen auszutauschen. Aber: „Wir haben so lange um Gleichberechtigung im Arbeitsleben gekämpft. Es wäre traurig, wenn das Rad wieder zurück gedreht wird.“ Von Claudia Braun

Hilfe von Psychologen in der Krise

Während die einen im Zuge der Corona-Einschränkungen überlastet sind, fühlen sich andere, etwa Risikogruppen und Alleinlebende, isoliert und einsam. Vielen fällt es schwer, positiv gestimmt in die Zukunft zu blicken. Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) hat für alle, die durch die Krisensituation psychisch belastet sind, eine Corona-Hotline geschaltet. Unter der kostenlosen Rufnummer 0800 777 22 44 bieten professionelle Psychologen telefonische Beratung in dieser besonderen Belastungssituation an. Die Hotline ist täglich von 8 bis 20 Uhr geschaltet und die Anrufenden können anonym bleiben.

Wer nicht gern telefoniert, kann Hilfe auch durch einen Online-Kurs von Selfapy erhalten. Das in Zusammenarbeit mit Gunther Meinlschmidt von der International Psychoanalytic University Berlin entwickelte Corona-Programm unter www.selfapy.com/corona unterstützt flexibel zu Hause und ist ebenfalls kostenfrei. cbr