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Defizite beim Lebensstil

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Kräftezehrend: Homeoffice und -schooling. Fotos: A. Riedl/dpa; dpa

Diskrepanz bei Beurteilung der Gesundheitsversorgung

Brandenburg und Berlin zeigen sich zwar als vergleichsweise bewegungsaktiv. Insgesamt aber zeichnen sich beide Bundesländer wie die Bundesrepublik insgesamt nicht durch einen besonders gesunden Lebensstil aus. Darauf deutet der kürzlich vorgelegte Report der Deutschen Krankenversicherung (DKV) hin, der das Gesundheitsverhalten der Deutschen beleuchtet. Demnach erreichen nur elf Prozent der Befragten den gesetzten Richtwert für gesundes Leben in fünf abgefragten Bereichen: Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stressempfinden.  

Gesundheitsreport attestiert mangelnde körperliche Aktivität

Der liegt vielmehr auf dem bislang niedrigsten Niveau seit Beginn der in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln erarbeiteten Befragungsreihe im Jahr 2010. Auch wenn die 2800 interviewten Personen des Reports ihren eigenen Gesundheitszustand überwiegend als gut oder sehr gut einschätzen: Die genauere Betrachtung ihres Lebensstils spricht eine andere Sprache. Die Deutschen sind demnach so bewegungsfaul wie nie seit der ersten Erhebung im Jahr 2010. Seither wurde noch nie so viel gesessen wie in diesem Jahr – mit durchschnittlich 8,5 Stunden pro Tag eine Stunde länger als noch 2018. Besonders besorgniserregend: Vor allem die jungen Erwachsenen sitzen immer mehr, mittlerweile 10,5 Stunden pro Werktag, zumeist während der Arbeit oder am Computer. 2018 waren es noch acht Stunden 41 Minuten. Obwohl ansonsten noch vergleichsweise beweglich, zeigen die Brandenburger demnach besonders viel Sitzfleisch: Sie trainieren ihre Gesäßmuskeln pro Werktag neun Stunden und neun Minuten.

„Deutschland ist in den letzten zehn Jahren träge geworden“, fasst Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV, zusammen. Eine Entwicklung, die Krankenversicherer mit Sorge betrachten würden, „so ist ausreichend Bewegung doch der Schlüssel für eine gute Gesundheit“.

Doch nicht nur in puncto sitzender Lebensstil hat die Corona-Pandemie Spuren hinterlassen, auch der Umgang mit dem Stress hat gelitten. Nur noch 40 Prozent der Befragten (2018: 57 Prozent) gaben eine als niedrig wahrgenommene Stressbelastung an.

„Die vergangenen eineinhalb Jahre haben zahlreiche Veränderungen in den Lebenswelten der Menschen hervorgerufen“, kommentiert Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln und wissenschaftlicher Leiter der Studie. Neben der Situation des Dauer-Homeoffices habe auch für viele Berufstätige und Familien das Homeschooling eine große Umstellung mit sich gebracht, die an den Kräften zehrte. Froböse: „Wir müssen als Individuum, aber auch als Gesellschaft lernen, wie wir Stress vermeiden und wie wir ihn kompensieren können.“

Ein Blick auf das Ernährungsverhalten lässt indes eine Lücke zwischen Süddeutschland und dem Rest erkennen. Während in Sachsen-Anhalt 57 Prozent der Befragten angeben, auf gesunde Lebensmittel zu achten, bildet Baden-Württemberg mit 40 Prozent das Schlusslicht. gd
   

Zufriedenheit unterschiedlich

Diskrepanz bei Beurteilung der Gesundheitsversorgung

Bei der Gesundheitsversorgung in Deutschland gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Stadt und Land. Während 76 Prozent der Städter sich trotz gewisser Abstriche gut oder besser versorgt sehen, sind es im ländlichen Raum dagegen nur 45 Prozent. Die Qualität der Verfügbarkeit von und des Services durch Apotheken wird bundesweit sogar von 83 Prozent als mindestens „gut“ bezeichnet. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsinstituts Yougov unter mehr als 2000 Erwachsenen im Umfeld der Bundestagswahl. Sieben Prozent beurteilten dort die Gesundheitsversorgung mit „ausgezeichnet“, 28 Prozent mit „sehr gut“, 40 Prozent mit „gut“, 18 Prozent mit „mittelmäßig“ und vier Prozent mit „schlecht.“

„Die meisten Menschen in Deutschland fühlen sich vor Ort gut versorgt. Das muss auch so sein“, kommentiert Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) das Ergebnis. Bezüglich der Diskrepanz zwischen Stadt und Land seien aber Politiker gefragt, Lösungen zu entwickeln.