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Rohstoff aus der blauen Tonne

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Im Papiercontainer sammeln sich Stoffe unterschiedlicher Qualität. Fotos: Holger Hollemann,/dpa, fotolia

Altpapier ist ein wichtiger Rohstoff. Dem Umweltbundesamt (UBA) zufolge wurden 2019 von der deutschen Papierindustrie rund 22 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Kartonagen hergestellt. Dabei wurden rund 17,2 Millionen Tonnen Altpapier verwertet. Die Altpapiereinsatzquote lag damit bei 78 Prozent, zwei Prozent höher als im Vorjahr und 17 Prozent über dem Wert von 2000. Weiter erhöhen lässt sich dieser Anteil kaum noch, so das Umweltbundesamt.Ein Problem: Nicht jede Papiersorte eignet sich gleichermaßen zur Weiterverarbeitung. Zeitungen und Zeitschriften sind hochwertiger als Pappkartons. Landete früher zu 70 Prozent Papier in der Tonne, ist der Anteil inzwischen auf rund 30 Prozent geschrumpft. Entsprechend gestiegen ist der Anteil von Kartonverpackungen. Das hängt unter anderem mit dem starken Anstieg von Online-Bestellungen während der Pandemie zusammen.

Beim Altpapier-Recycling kommt es auf die gute Sortierung an

Während beim Zeitungsdruck der Rohstoff schon nahezu vollständig aus Altpapier hergestellt wird, ist bei anderen Papiersorten noch eine Steigerung möglich. Das betrifft unter anderem Hygienepapiere, bei denen laut UBA erstmals seit 2014 wieder eine Altpapierquote von 50 Prozent erreicht wurde. Gerade hier wäre dem Amt zufolge eine höhere Quote wünschenswert, da diese Papiere nicht mehr für ein weiteres Recycling zur Verfügung stehen. Nicht ganz einfach sei dagegen die Nutzung von Altpapier bei Lebensmittelverpackungen. Da sich Reste von Chemikalien etwa aus Druckfarben anreichern können, muss stets sichergestellt sein, dass es bei direktem Lebensmittelkontakt zu keinen Verunreinigungen kommen kann.

Nach Turbulenzen durch die Corona-Pandemie erwartet die Recyclingwirtschaft für das laufende Jahr eine weltweit weiter wachsende Nachfrage nach Altpapier. „Dabei ist die Qualität ein entscheidender Faktor“, sagt Joachim Lange, geschäftsführender Gesellschafter der Bartscherer & Co. Recycling GmbH. Das Berliner Unternehmen hat deshalb in eine Modernisierung der Sortiertechnik investiert.

Eine sortenreine Sortierung verbessert die Qualität des Altpapiers und stabilisiert damit die Erlöse im Markt, so dass die Entsorgungskosten auf einem niedrigen Niveau gehalten werden können. Früher konnten Entsorger mit den Einnahmen aus dem Altpapiergeschäft oft sogar die Müllabfuhr quersubventionieren und somit auch niedrige Gebühren ermöglichen. Derzeit sorgt vor allem der Importstopp Chinas international für niedrige Preise. Ulrich Nettelstroth