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Bauen und Wohnen

Jedem Kraut sein Plätzchen

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Dekorativer Platz für würzige Pflanzen: die Kräuterspirale. fotos: Marion Nickig/dpa-tmn, fotolia

Thymian, Petersilie, Koriander: Kräuter geben vielen Gerichten nicht nur einen feinen Geschmack, sie tun wegen all ihrer wertvollen Inhaltsstoffe auch besonders gut. Eine schöne Möglichkeit für Gartenbesitzer, Heil- und Küchenkräuter selbst zu ziehen, ist die Kräuterspirale, auch Kräuterschnecke genannt. Sie ist ein bezaubernder Blickfang, der nur wenig Pflege bedarf und viele Jahre lang gute Ernten einbringt. Auf engem Raum gedeihen auf ihr Pflanzen mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen, auch mediterrane und fernöstliche. Dies ist möglich durch ihre besondere Bauweise: Die Kräuterspirale besteht aus spiralförmig aufgeschichteten Steinen und Erde. Wie ein Schneckenhaus windet sie sich in die Höhe, dabei ergeben sich verschiedene Klima- und Vegetationszonen. Oben liegt die trockene oder mediterrane Zone, in der anspruchslose Mittelmeerkräuter besonders gut gedeihen, wie Salbei, Thymian, Majoran, Bohnenkraut, Currykraut, Lavendel, Ysop, Ringelblume. Darunter folgt die Normalzone mit Kräutern, die es halbschattig und eher trocken mögen. Dies sind zum Beispiel Oregano, Melisse, Koriander, Estragon, Schnittlauch. Unten in der Feuchtzone wachsen Petersilie, Kerbel, Kapuzinerkresse, Dill, Schnittknoblauch und Sauerampfer am besten – jene Kräuter, die feuchten und nährstoffreichen Boden bevorzugen.

Eine Kräuterspirale ist schön anzusehen und hat einen hohen Nutzwert

Damit die Kräuter gut gedeihen, brauchen sie einen möglichst vollsonnigen Platz im Garten. Und sie benötigen entsprechend ihrer Vegetationszone das passende Substrat. Um Staunässe zu vermeiden, wird in die Kräuterspirale aber zunächst eine dicke Schicht aus Schottersteinen gelegt, die das Fundament bildet. Die Erde, mit der man im Anschluss auffüllt, ändert ihre Zusammensetzung. Ganz oben in die mediterrane Zone kommt ein Gemisch aus Gartenerde und Sand im Verhältnis 1 zu 1. Nach unten hin nimmt der Anteil an Sand stetig ab. Stattdessen werden der Gartenerde humose Erde und Kompost beigegeben. In der feuchten Zone befindet sich gar kein Sand mehr, nur Gartenerde mit Kompost.

Das „Gerüst“ der Kräuterspirale kann man fertig im Baumarkt kaufen - oder relativ einfach selbst bauen. Dazu verwendet man möglichst Materialien, die im Garten und in der Umgebung schon vorhanden sind. Damit sich die Kräuter gut entfalten können, sollte die Anlage nicht zu klein ausfallen. Für ein gutes Dutzend Pflanzen in einer etwa 80 Zentimeter hohen Kräuterspirale sollte ein Mindestdurchmesser von rund drei Metern eingeplant werden. Die spiralförmige Stützmauer kann man einfach aus übereinander gestapelten Natursteinen errichten, die Öffnung der Spirale sollte sich nach Süden wenden. Diese Trockenmauer, in deren Fugen sich Dost und Thymian wohlfühlen, bietet auch nützlichen Tieren wie Eidechsen und Blindschleichen ein Refugium. Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Anlegen einer Kräuterspirale findet man im Internet, auch als Video bei Youtube.

Nicht alle Kräuter sind zum Einpflanzen in die Kräuterspirale geeignet. Manche neigen zu sehr zum Wuchern, bilden zu lange Wurzeln oder verströmen Hemmstoffe, die das Wachstum der Nachbarpflanzen beeinträchtigen. Auf Minze, Beinwell, Borretsch, Liebstöckel, Wermutkraut und Gewürz-Lorbeer sollte man darum verzichten und sie außerhalb der Schnecke anbauen. Und empfindliche Kräuter wie Rosmarin (trockene Zone), Basilikum (normale Zone) und Zitronenverbene, die nicht winterhart sind, pflanzt man am besten in Töpfe, die in der Kräuterspirale versenkt werden und rechtzeitig vor dem Frost herausgeholt werden.

Die Kräuterspirale ist ein Element aus der Permakultur (ein vom englischen Begriff „permanent agriculture“ abgeleitetes Schachtelwort, zu deutsch „dauerhafte Landwirtschaft“), deren Ziel es ist, mit den vorhandenen Ressourcen und so wenig Eingriffen und Aufwand wie möglich ein sich selbst tragendes Ökosystem zu schaffen, das aus sich heraus dauerhaft produktiv ist. Was können sich der Mensch und Mutter Erde Besseres wünschen. Maria Kröhnke