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Die Schule als Wohlfühlort

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Wenn Kinder sich an der Schule gut aufgehoben fühlen, fällt auch das Engagement leichter. FOTO: DPA

Zwei neue freie Schulen

Freie Träger erweitern die Auswahlmöglichkeiten für Familien

Von Ulrich Nettelstroth

Wenn es um die Wahl der passenden Schule für ihre Kinder geht, entscheiden sich viele Eltern in Brandenburg für eine Einrichtung in freier Trägerschaft. In der Regel treten diese mit einem eigenen Profil an. „Freie Schulen weisen unterschiedliche, breit gefächerte Konzepte auf, die weit über die Angebote staatlicher Schulen hinausgehen“, sagt Irene Petrovic-Wettstädt, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen im Land Brandenburg (AGFS). So gibt es Schulen mit konfessioneller Ausrichtung, andere verfolgen das Konzept der Waldorf-Pädagogik oder einen Alternativschul-Ansatz.

„Schulen müssen Wohlfühlorte sein“, betont Irene Petrovic-Wettstädt. Auch deshalb ist es wichtig, die passende Schule für das Kind auszuwählen. Sie empfiehlt den Eltern, sich vor der Entscheidung für eine Schule frühzeitig zu informieren. „Es gibt Tage der offenen Tür, häufig aber auch sportliche und künstlerische Veranstaltungen“, sagt sie. Das seien oft gute Gelegenheiten, etwas mehr über die Schule und das dort herrschende Klima zu erfahren. Am Leonardo-da-Vinci-Campus in Nauen (Havelland), den Petrovic-Wettstädt leitet, werden die Kinder und ihre Eltern außerdem zu einem einstündigen Aufnahmegespräch eingeladen. Auch das ist eine Gelegenheit, Näheres über das Schulkonzept und weitere Besonderheiten der jeweiligen Schule zu erfahren.

Für Schulen in freier Trägerschaft ist ein Schulgeld zu zahlen, das entsprechend der Finanzkraft der Eltern gestaffelt ist, um eine ausgewogene soziale Mischung der Schülerschaft zu erreichen. Oft gibt es auch Stipendien oder Schüler aus Familien mit geringem Einkommen können ganz ausgenommen werden. Bei der Von Ulrich Nettelstroth Entscheidung für eine Freie Schule können mitunter weitere Schulwege entstehen. Wenn es eine gute Regionalbahnverbindung gibt, können aber auch Strecken von bis zu 30 Kilometer für die Kinder zumutbar sein, meint Petrovic-Wettstädt. „Länger als 50 Minuten sollte der Schulweg pro Richtung aber nicht dauern“, empfiehlt sie.

Eine vordringliche Aufgabe der Bildungspolitik ist es aus ihrer Sicht, die Kinder von heute auf die Berufswelt der Zukunft vorzubereiten. Das ist nicht ganz einfach, weil heute ja niemand genau weiß, wie in fünfzehn oder zwanzig Jahren die Anforderungen der Arbeitswelt aussehen. Petrovic-Wettstädt würde sich insgesamt mehr Engagement der Politik wünschen. So müsse, um die Eltern vom Tagesgeschäft zu entlasten, das Ganztagsangebot ausgebaut werden. Und die Schulen in freier Trägerschaft, die inzwischen in Brandenburg mehr als zehn Prozent der Schüler aufnehmen, sollten auch in entsprechendem Maße an den Förderprogrammen des Landes teilhaben. Bisher sei das nicht der Fall. Die Zusammenarbeit zwischen Schulträgern und Landesregierung sei auf der Arbeitsebene aber gut, betonte Petrovic-Wettstädt.

Zwei neue freie Schulen

In Brandenburg gibt es im Schuljahr 2018/2018 insgesamt 176 Schulen in freier Trägerschaft. Zwei Schulen sind neu hinzugekommen, eine Schule (die Berufliche Schule für Sozialwesen in Potsdam) wurde geschlossen. Von den insgesamt 289 000 Schülerinnen und Schülern in Brandenburg besuchen 32 000 eine Schule in freier Trägerschaft.

Hinzugekommen ist in diesem Jahr das Neue Berufliche Gymnasium Glienicke (Oberhavel). Es bietet jungen Menschen mit Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe die Möglichkeit, in drei Schuljahren das Abitur zu erlangen. Spezialität sind die Bildungsgänge Gestaltungs- und Medientechnik, Elektrotechnik und Wirtschaft, außerdem gibt es eine enge Kooperation mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

Ebenfalls neu: Die Schule des Lebens Potsdam ist eine Oberschule mit integrierter Grundschule. Die Schule versteht sich als „demokratische Schule für selbstbestimmtes und freies Lernen“ und will die Kinder dazu führen, ihre Bildung selbst in die Hand zu nehmen und orientiert sich dabei unter anderem an den Konzepten des amerikanischen Psychologen Peter Gray.

Für das Schuljahr 2019/2020 gibt es nach Auskunft des Brandenburger Bildungsministeriums bereits mehrere weitere Anträge auf Zulassung von Schulen in freier Trägerschaft.