Rathenow. Zwischen Alter Mühle und den ehemaligen Kornspeichern im Mühlenhof des Optikparks Rathenow wird es am vierten Adventswochenende besinnlich.Dort erwarten die Veranstalter am 22. und 23. Dezember, jeweils ab 15 Uhr, Besucher und Neugierige im weihnachtlich geschmückten Ambiente.Und falls Frau Holle an diesem Tag nicht die Betten schütteln sollte, ist dennoch für weiße Pracht gesorgt. 20 Kubikmeter Schnee werden pünktlich zur 12. Mühlenweihnacht aus den Skihalle „Snowtropolis“ in Senftenberg von der Spedition Henry Eichmann aus Rhinow angeliefert.Neben der stimmungsvoll gestalteten Winter- und Weihnachtswelt, wärmenden Feuerschalen, pfiffigen Geschenkideen und mehr unterhält das Publikum an beiden Tagen ein umfangreiches Programm mit regionalen und überregionalen Darbietungen.Besinnliche Musik, Basteln und alte handwerkliche SchauvorführungenDazu gehören zum Beispiel zum Einklang ein Auftritt der Kindertanzgruppe aus der Musikschule Havelland und die anschließende Eröffnung der Mühlenweihnacht mit Erwin dem Schneemann.Im Laufe des Nachmittages wird Pianist und Sänger Andreas Schulte um 15.30 Uhr, 16.30 Uhr und 17.20 Uhr sein vorweihnachtliches Musikprogramm präsentieren.Auch der Theaterverein „Zeitlos“ ist bei der Rathenower Mühlenweihnacht dabei. Sie zeigen am frühen Abend das Stück „Glaubst du an den Weihnachtsmann?“ um 17.40 Uhr. Zudem gibt es an beiden Tagen kreative Möglichkeiten für die jungen Marktbesucher.Im Grünen Klassenzimmer erwartet sie das Weihnachtsbasteln. Den ganzen Tag über sind besinnliche Melodien von Eilert Hinrichs am Keyboard im Saal der Musikschule zu hören.Für die Erwachsenen lohnt sich sicher ein genauerer Blick bei den Schauvorführungen, wo altes Handwerk präsentiert wird.Für Kinder bis zu einer Körpergröße von einem Meter ist der Eintritt kostenfrei
Artikel veröffentlicht: Freitag, 15.12.2017 16:00 Uhr
Ein Vermittler zwischen den Welten
Pfarrer Roland Krusche feiert Gottesdienste für Gehörlose – der nächste findet an diesem Sonntag statt
Von Brigitta Sonntag
Brandenburg/Potsdam. Zuerst beeindruckt die Ruhe. Es ist still in der Kirche. Keine Orgelmusik, eine Predigt ohne Worte, keine gemeinsam gesprochenen Bibelverse, kein Gemurmel, kein Amen ist zu hören. Roland Krusche ist einer der wenigen Pfarrer in der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), der zu Gottesdiensten für Gehörlose einlädt. In der Hauptstadtregion ist er der einzige.
„Ein Muttersprachler bin ich nicht, ich spreche Gebärdensprache sozusagen mit Akzent“, umschreibt der promovierte Theologe seine Gebärdensprache, zu der er eher zufällig kam. Als er Mitte der 1980er Jahre sein Vikariat absolvierte, suchte sein Pfarrer einen Nachfolger, der die Seelsorge für die gehörlosen Gläubigen der Gemeinde übernimmt. Zwölf junge Geistliche fanden das Angebot spannend, übrig blieb Roland Krusche. Manch einer sieht freilich schon seinem Dissertations-Thema „Die Übung des Schweigens in der Mystik“ eine Art Fingerzeig, diesen Weg zu beschreiten.
Roland Krusche besuchte Kurse, trainierte seine Fähigkeiten und wurde immer besser darin mit Menschen zu sprechen, die ihre Gedanken und Gefühle in Gebärden ausdrücken. „Damals lernte man einzelne Gebärden und setzte diese nach den Mustern unserer Sprachbilder zusammen“, erinnert sich der temperamentvolle Endfünfziger mit der sympathischen Ausstrahlung. Auch während des Gesprächs erzählen seine Hände mit.
Als „Erleuchtung“ beschreibt Roland Krusche den Moment, in dem er spürte, dass sein Gegenüber ihn versteht, dass es ein „richtiges“ Gespräch gibt. „Es ist eine sehr lebendige Sprache, die Humor, eine eigene Grammatik, Einschübe und Nebensätze hat. Es gibt sogar Poesie und einen Chor, eine Art Musik für die Augen – es geht alles“, weiß der Pfarrer. Wenn es doch mal schwierig wird, hilft das Finger-Alphabet, das „ganz schnell zu lernen und international ist.“ Im Notfall ist Aufschreiben ein Weg, sich mit Gehörlosen zu verständigen.
Rund 2500 Brandenburger sind gehörlos, was bedeutet, dass sie auch mit Hilfe von Hörgeräten nicht an der lautsprachlichen Kommunikation teilnehmen können. Das Kommunikationsmittel Gebärdensprache ist ihre Brücke für den Alltag, manchmal eine sehr schmale, da die Angebote eher spärlich sind. Immerhin werden seit Beginn des Jahres Teile der Sitzungen des Landtags Brandenburg für Hörgeschädigte live in Gebärdensprache übersetzt.
Seit mehr als zehn Jahren ist Roland Krusche berlinweit für die Gehörlosenseelsorge verantwortlich. Sein Arbeitsalltag unterscheidet sich nicht von dem seiner Kollegen. Es stehen Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Konfirmandenunterricht und Seelsorge auf dem Plan, alles in Gebärdensprache, manchmal auch bilingual, um allen die Inhalte zu vermitteln. Der Kirchenmann ist viel unterwegs, regelmäßig lädt er zu Gehörlosengottesdiensten in Potsdam, Falkensee, Frankfurt (Oder) und Brandenburg an der Havel ein. Menschen aus drei Generationen besuchen die Gottesdienste, von vielen kennt Roland Krusche die Biografien. Auf die Weihnachtsgottesdienste freut sich der Pfarrer ganz besonders – aber auch darin unterscheidet er sich nicht von seinen Amtskollegen. Nur ist die „stille Nacht“ hier besonders still.
Info Der nächste Gottesdienst für Gehörlose: 17. Dezember, 14 Uhr, Französische Kirche am Bassinplatz in Potsdam. Predigt: Roland Krusche.
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