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Tag des Friedhofs

Abschied am vertrauten Ort

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Abschied von Verstorbenen: zu Hause, beim Bestatter oder in der Trauerhalle möglich. FOTOS: BDB, DPA

Die Farben des Herbstes

Von Ulrich NettelstrothBei einem Todesfall zu Hause besteht kein Grund zur Eile. Darauf weist die Verbraucherinitiative Bestattungskultur „Aeternitas“ hin. In Brandenburg müssen Verstorbene erst 24 Stunden nach Eintritt des Todes in eine Leichenhalle oder in entsprechende Räumlichkeiten beim Bestatter überführt werden, in den meisten anderen Bundesländern sogar erst nach 36 Stunden. Es kann auch eine Verlängerung der Frist beantragt werden, so Aeternitas.Auf diese Weise ist es möglich, den Verstorbenen in seiner Wohnung aufzubahren und dort die Angehörigen in einer persönlichen Atmosphäre Abschied nehmen zu lassen. Betroffene berichten, durch die Nähe des Verstorbenen, den sie ansehen und eventuell auch berühren konnten, hätten sie dessen Tod und den endgültigen Charakter des Abschieds erst richtig begriffen und akzeptiert. Im Nachhinein habe sich dies als sehr heilsam erwiesen. Gerade bei plötzlichen Sterbefällen, etwa bei schwerer Krankheit oder Unfalltod, kann der Aufenthalt am offenen Sarg für die Hinterbliebenen wichtig sein.   

Verstorbene können auch zu Hause aufgebahrt werden

Für die Aufbahrung wird der Verstorbene gewaschen und es wird ihm ein insgesamt gepflegtes Äußeres gegeben. Das kann in manchen Fällen ein Pflegedienst übernehmen, ansonsten der Bestatter. Zur Aufbahrung wird der Tote in der Regel in den offenen Sarg gelegt. Zu Hause kann er auch in seinem Sterbebett aufgebahrt werden.

Die Trauerfeier auf dem Friedhof wird dann meist vor dem geschlossenen Sarg abgehalten. Bei einer Feuerbestattung ist ebenfalls eine Trauerfeier vor dem geschlossenen Sarg möglich. Meist jedoch findet die Zeremonie in Gegenwart der Urne statt, die anschließend in einem Trauerzug zum Urnengrab getragen wird. Ansprechpartner für die Hinterbliebenen bei allen Fragen zur Aufbahrung ist der Bestatter.
   


In der Vergangenheit war eine Aufbahrung von Verstorbenen in der eigenen Wohnung üblich, ist aber zunehmend in Vergessenheit geraten, so die Verbraucherinitiative. Stattdessen wird der Leichnam jetzt überwiegend in der Leichenhalle des Friedhofs oder beim Bestatter aufgebahrt. Das liegt vor allem daran, dass nur jeder Vierte im eigenen Zuhause verstirbt. In den meisten Fällen befindet sich das Sterbebett im Krankenhaus oder Seniorenheim. Auch dort gibt es teilweise Abschiedsräume, die für eine Aufbahrung genutzt werden können. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, den Toten von dort nach Hause bringen zu lassen.
   

Die Farben des Herbstes

Astern, Anemonen, Chrysanthemen und Alpenveilchen schmücken jetzt die Gräber

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Herbstliche Bepflanzung mit Alpenveilchen FOTO: MARGIT WILD/GDF

Warm, erdig und leuchtend – die Farben des Herbstes halten auch auf dem Friedhof Einzug. Astern, Anemonen, Chrysanthemen, Enzian, Hebe, Christrosen und Alpenveilchen sind ebenso wie Gestecke und Sträuße sichtbare Zeichen des Gedenkens und der Verbundenheit. Auch Ziergräser als Symbol für das Getreide oder Zierkürbisse als Stellvertreter für die vielen verschiedenen Früchte vom Feld gehören dazu.  

   
Wer mit der Grabpflege Friedhofsgärtner beauftragt, kann gleich mehrfach von deren Fachkenntnissen profitieren: „Wir suchen gezielt Pflanzen aus, die viele Wochen lang attraktiv bleiben. Es sind nämlich längst nicht alle Sorten gleich; bei der Heide gibt es große Unterschiede bezüglich der Blühreife und -dauer“, erklärt Birgit Ehlers-Ascherfeld, Friedhofsgärtnerin und Vorsitzende der Gesellschaft deutscher Friedhofsgärtner mbH.

Der goldene Herbst auf dem Friedhof endet übrigens Anfang November, wenn die Spätblüher auf dem Grab von den in vielen Regionen typischen Winterabdeckungen oder von der Winterbepflanzung und dauerhaften Gestecken abgelöst werden. „In Gestaltungsfragen sind Friedhofsgärtner immer auf dem neuesten Stand und wissen, wie sie Neuheiten und aktuelle Trendpflanzen geschmackvoll in die Grabgestaltung integrieren“, berichtet Birgit Ehlers-Ascherfeld. 
    

   
„In diesem Jahr gehört beispielsweise das Alpenveilchen zu unseren Favoriten. Es schmückt sich sowohl mit auffälligen krönchenartigen Blüten in Weiß, Rosa, Rot oder leuchtendem Pink als auch mit wunderschön gezeichneten herzförmigen Blättern.“

Doch so grazil die etwa 15 Zentimeter hohen Pflanzen auch wirken, sie sollten auf jeden Fall im September gepflanzt werden, damit sie die ersten leichten Nachfröste im Oktober gut vertragen. Übrigens: Die Alpenveilchen sind nicht nur ein Mariensymbol, sondern stehen auch für ewige Liebe. 
    

Friedhöfe: Renaissance ist möglich

Eine Renaissance der Friedhöfe ist möglich, sagt der Zukunftsforscher Mathias Horx in einem Interview mit Aeternitas, Verbraucherinitiative Bestattungskultur. An vielen Stellen sei ein „Neu-Denken von Friedhöfen“ zu beobachten, bei dem es um aktivere Formen der Auseinandersetzung mit dem Tot gehe. Ein Wandel der Trauerkultur entstehe durch eine Art sozialer Bewegung. „Ich glaube, dass da schon einiges in Gang ist“, so Horx.

Horx wird im Oktober an einem Kongress in Köln mit dem Titel „Heilsame Abschiede“ zur Zukunft von Friedhöfen teilnehmen und Ergebnisse einer gemeinsam mit dem internationalen Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov vorgelegten wissenschaftlich fundierten Trendstudie „Trauerkultur der Zukunft“ erläutern. Vorgestellt wird zudem eine soziologische Studie zum Umgang mit Grabstätten. Der für eine gelingende Trauerbewältigung notwendige aktive Umgang mit dem Verlust ist bei heute üblichen Ritualen demzufolge meist nicht vorgesehen. Auf dem Kongress in Köln diskutieren Soziologen, Theologen, Psychologen sowie Kunsthistoriker und Volkskundler den Wandel der Trauerkultur im Zeitalter der Individualität. Trauerbegleiter, Friedhofsplaner und -praktiker beschreiben die Folgen für bestehende Friedhöfe.